Wolfgang Drexler: „Dem ungewöhnlich dünnhäutigen Minister fehlt offenbar der Mut für eine Entschuldigung – stattdessen legt er jetzt noch einmal nach“

Trotz Vermittlungsversuchen aus der SPD-Landtagsfraktion heraus hat Wirtschaftsminister Döring (FDP) bisher nicht den Mut gefunden, sich für seinen „Drecksau“-Vorwurf bei dem SPD-Abgeordneten Reinhold Gall zu entschuldigen. Stattdessen hat Döring inzwischen diesen Vorwurf gar noch bekräftigt und in einem Interview mit dem „Echo am Sonntag“ diese Entgleisung mit dem Hinweis gerechtfertigt, es sei ja nicht so, „dass dieses Wort nicht gebräuchlich ist“. SPD-Fraktionschef Wolfgang Drexler: „Ein Minister, der ‚Drecksau‘ zu seinem normalen Sprachgebrauch zählt, hat jedes Maß für Anstand und Moral verloren und schadet damit dem Ansehen seines Amtes.“ Drexler erneuerte gegenüber Döring sein Angebot, als Vermittler tätig zu werden, um Döring eine Entschuldigung zu erleichtern, wenn er von alleine nicht dazu in der Lage sei.

Der von Döring als „Drecksau“ beschimpfte SPD-Abgeordnete Reinhold Gall (Wahlkreis Neckarsulm) macht inzwischen klar, dass er auf eine Anzeige verzichten werde, weil in solchen Fällen in aller Regel nicht mit einer Aufhebung der Immunität zu rechnen sei. Gleichwohl ist auch er enttäuscht darüber, dass Döring für eine Entschuldigung offenbar zu feige ist.

Gall hatte bei der auswärtigen Plenarsitzung des Landtags in Bebenhausen Wirtschaftsminister Döring zu Beginn von dessen Rede mit dem Zuruf „Jetzt kommt der Insolvenzverwalter aus Schwäbisch Hall“ provoziert und musste sich schon während der Rede Dörings dazu heftige Vorwürfe des Ministers anhören. Als „erbärmlich“ und „niederträchtig“ hatte Döring bei der Plenarseitzung Galls Zuruf zurückgewiesen und Gall unterstellt, er habe wahrscheinlich sein „Lebtag lang jeden Ersten sein Gehalt sicher überwiesen bekommen und nirgend wirklich gearbeitet“.

Wie ausgerechnet Walter Döring, der früher als Lehrer und jetzt als Minister stets pünktlich vom Staat sein Gehalt überwiesen bekommt, zu dieser Vermutung kam, bleibt ein Rätsel Dörings. Fest steht jedenfalls, dass Reinhold Gall als gelernter Fernmeldehandwerker der falsche Adressat für solche Vorwürfe ist. Wie sehr sich Gall im Übrigen für das Gemeinwohl engagiert, zeigt sich auch daran, dass er freiwillig seine Wehrpflicht bei der Bundeswehr abgeleistet hat, obwohl er sich als aktiver Feuerwehrmann jederzeit von der Wehrpflicht hätte befreien lassen können.

In der SPD-Landtagsfraktion wird das unentschuldbare Verhalten Dörings und dessen ungewöhnlich dünnhäutige Reaktion auf Galls Zuruf im Plenum auf die nervliche Anspannung im Zusammenhang mit der Insolvenz von Dörings Ehefrau gewertet. Nachdem nun auch die Staatsanwaltschaft gegen Dörings Ehefrau wegen des Verdachts eines Insolvenzdeliktes ermittelt, liegen bei Wirtschaftsminister Döring nun offenbar die Nerven blank. In der SPD-Fraktion stellt man sich deshalb die Frage, ob der Wirtschaftsminister in dieser Situation seine Amtsgeschäfte überhaupt noch in angemessener Weise wahrnehmen kann.

gez. Helmut Zorell

Pressesprecher