Interimsspielstätte und neues Konzerthaus

Fraktionsvize Martin Rivoir macht sich für den Bau eines neuen Konzerthauses in Stuttgart stark. „Statt der ohnehin nötigen Interimsspielstätte während der Sanierung des Opernhauses sollte eine nachhaltige Lösung mit einem neuen Konzerthaus angepeilt werden“, so Rivoir. Er setzt sich für eine faire Kostenteilung bei diesem Projekt mit europäischem Anspruch zwischen Stadt und Land ein.

Ausgangslage Opernhaus des Staatstheaters Stuttgart

Der Littmann-Bau, das Opernhaus des Staatstheaters Stuttgart, muss dringend saniert werden. Das Gebäude von 1912 ist als Opernhaus räumlich und vor allem technisch längst nicht mehr zeitgemäß. Um den ermittelten Flächenbedarf von rund 13.000 Quadratmetern unterzubringen, muss das Kulissengebäude entlang der Konrad-Adenauer-Straße vergrößert werden. Zudem soll die Fassade des Littmann-Baus in Richtung Landtag erweitert werden, um Platz für eine Kreuzbühne zu schaffen, die es ermöglicht, mehrere Bühnenbilder gleichzeitig parat zu haben. Auch wird zukünftig mehr Platz für ein verbessertes gastronomisches Angebot für die Operngäste benötigt. Über die Notwenigkeit dieser Maßnahmen herrscht allgemein Konsens. Die aktuell
veranschlagten Kosten liegen bei ca. 350 Mio. Euro, die je zur Hälfte von Stadt und Land getragen werden müssen. Für die sanierungsbedingte Schließung des Opernhauses für
den Zeitraum von bis zu fünf Jahren benötigt die Oper eine entsprechend adäquate Interimsspielstätte.

Ausgangslage Konzertlandschaft Stuttgart

Seit Jahren wird immer wieder der Bau eines neuen Konzerthauses diskutiert. Die Hallenkapazitäten in der Region sind beschränkt, Konzertanbieter halten einen neuen Saal für dringend notwendig. Zusätzlich benötigt nach der Fusion auch das SWRSymphonieorchester eine hochwertige Spielstätte. Die Liederhalle wird allgemein als zu klein und „in die Jahre gekommen“ angesehen.

Einmalige historische Chance für Stuttgart und Baden-Württemberg:
Beide Bedürfnisse zusammenführen!

Statt einer teuren Interimsspielstätte abseits des Zentrums (u. a. wird ein Standort beim Mercedes-Museum geprüft) zu bauen, die dann nach der Sanierung der Oper wieder abgerissen wird, sollte hier eine nachhaltige Lösung gefunden werden. Eine dauerhafte Spielstätte, die natürlich teurer als eine Interimsspielstätte ist, stellt eine lohnenswerte Alternative dar.
Dieses neue Stuttgarter Konzerthaus muss im Zentrum in unmittelbarer Nähe zur Oper mit einer baulichen Verbindung zum neuen Kulissengebäude errichtet werden und
benötigt eine komplett eingerichtete Bühne. So kann die Oper und das Ballett dieses Haus während der Sanierung des Littmann-Baus nutzen. Nach Abschluss der Sanierung
kann das neue Haus dann schwerpunktmäßig als Spielort für Konzerte genutzt werden. Eine dauerhafte weitere Nutzung durch die Oper besteht als Option. So könnte in diesem
Konzerthaus dem Staatstheater ein Belegungsrecht für z. B. 80 Tage im Jahr für „Große Oper“ eingeräumt werden.

Städtebauliche Fragen

Der Neubau des Kulissengebäudes entlang der Konrad-Adenauer-Straße und eben der Standort für das neue Konzerthaus können der Gestaltung der „Kulturmeile“ einen neuen, entscheidenden Impuls geben. Auch ist zu bedenken, dass der jetzige Rahmenplan eine Verkehrsberuhigung der Schillerstraße vorsieht. Somit wird die Straße nicht mehr in ihrer gesamten Breite benötigt. Da für eine dauerhafte Nutzung durch die Oper das neue Konzerthaus eine bauliche Verbindung zum Kulissengebäude benötigt, ist die Standortsuche räumlich eingeschränkt. Zudem ist zu berücksichtigen, dass das denkmalgeschützte Königin-Katharina-Stift neben dem Gesamtkomplex der Staatstheaters als Gebäude wohl nicht zur Disposition steht.

Zu prüfen ist also u. a.

  • ein Standort auf dem Gelände Stuttgart 21 direkt an der Schillerstraße auf dem im Rahmenplan vorgesehenen Baufenster. Die räumliche Verbindung könnte durch
    einen Steg über die Schillerstraße entstehen.
  • ein Standort westlich des Stifts unter Einbeziehung des Gebäudes als Verwaltungsgebäude. Die Schule müsste dann an einen anderen Standort auf Stuttgart
    21-Gelände verlagert werden.
  • ein Standort auf dem Grundstück des Stifts, das Gebäude wird demontiert und an einem anderen Ort wieder aufgebaut (Kosten).
  • ein Standort in unmittelbarem Anschluss an das Kulissengebäude auf der jetzigen Schillerstraße. Die Straße wird dann nördlich am Konzerthaus in kleinerem Querschnitt
    vorbeigeführt.

Von einem Standort in unmittelbarer Nähe zum jetzigen Haus gehen auch Impulse für die moderne Gestaltung des in die Jahre gekommenen „Oberen Schlossgartens“ aus.

Kulturpolitischer Aspekt

Die Aufmerksamkeit anlässlich der Eröffnung der Elbphilharmonie und der „Run“ auf diese Spielstätte (über Monate ausverkaufte Veranstaltungen) zeigt, welche Faszination von hochwertiger Architektur und spannendem Ambiente nicht nur auf eingefleischte Kulturgenießer ausgeht. Ein neues Konzerthaus in unmittelbarer Nähe des jetzigen Hauses und in direkter fußläufiger Erreichbarkeit vom neuen Stuttgarter Bahnhof, ausgeführt in hochwertiger Architektur und mit dem Anspruch erstklassiger Akustik hätte das Potential, Stuttgart zum kulturellen Zentrum mit europäischem Anspruch werden zu lassen.
Dieser Anspruch wird auch durch das Niveau und die Leistungsfähigkeit der Akteure vor Ort unterstrichen. Die mehrfach als „Opernhaus des Jahres“ ausgezeichnete Oper, das SWR-Symphonieorchester, die Stuttgarter Philharmoniker und auch örtliche Konzertveranstalter haben das künstlerische Potenzial diese neue Spielstätte auf eben diesem europäischen Spitzenniveau zu bespielen.
Dieses Haus im Herzen des Landes und der Stadt wäre aus einem weiten Umkreis aus Baden-Württemberg schnell, bequem und umweltfreundlich erreichbar und könnte ein Symbol für das neue Stuttgart und das moderne Baden-Württemberg nach der Fertigstellung des Bahnhofs werden.

Wirtschaftlicher Aspekt

Ein hochwertiges und spannendes Kulturangebot wird immer mehr zu einem entscheidenden Standortfaktor für die Wirtschaft. Im Wettbewerb um internationale Fachkräfte spielen diese weichen Faktoren eine entscheidende Rolle. Stuttgart und Baden-Württemberg müssen hier den Anspruch haben in der obersten Liga mitzuspielen.
Dies bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass es im ureigenen Interesse der Wirtschaft ist, sich an der Finanzierung eines solchen Projekts zu beteiligen.

Kosten

Das jüngst eröffnete Konzerthaus in Bochum kostete 45 Mio. Euro. Somit dürfte ein „Konzerthaus Stuttgart“ für einen Betrag im oberen zweistelligen Millionenbereich zu realisieren sein. Durch die Notwendigkeit einer Interimsspielstätte fallen für das neue Konzerthaus „Sowieso-Ausgaben“ in Höhe von 15 bis 20 Mio. Euro an. Diese können durch einen höheren finanziellen Aufwand beider Partner in nachhaltige Ausgaben gewandelt werden. Alle Kosten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Opernsanierung stehen, werden geteilt. Wenn die Oper im neuen Gebäude ein Belegungsrecht bekommt, werden diese Kosten ebenfalls anteilig geteilt. Über die Verteilung der darüber hinaus gehenden Kosten müssen sich die Partner einigen, wobei die Bauherreneigenschaft bei der Stadt Stuttgart liegen sollte.

Position der SPD-Landtagsfraktion

Die SPD-Landtagsfraktion begrüßt die Überlegungen zum Bau eines neuen Konzerthauses für Stuttgart. Sie unterstützt damit die Forderungen nach einer nachhaltigen Lösung für die Interimsspielstätte während der Sanierung und setzt sich für eine faire Kostenteilung bei der Realisierung dieses Projekts mit europäischem Anspruch zwischen Stadt und Land ein.

Positionspapier - Konzerthaus Stuttgart.pdf

Stuttgart, 24. Januar 2017

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