Ute Vogt: „Das Hauptschulprogramm ist der verzweifelte Versuch, die Probleme der Hauptschule zu lösen, ohne an die Wurzel des Problems zu gehen“

Nach Ansicht der SPD-Landtagsfraktion ist das Programm der Landesregierung zur Stärkung der Hauptschulen ein weiterer hilfloser Versuch, die Hauptschule und damit das dreigliedrige Schulsystem zu retten. Mit dem neuerlichen Rettungsplan gestehe die Landesregierung zugleich ein, dass die bisherigen Förderangebote an den Hauptschulen nicht die gewünschten Lernerfolge für die Schülerinnen und Schüler gebracht hätten, so die SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Ute Vogt. Die Landesregierung verweigere sich noch immer den notwendigen Maßnahmen, um bessere Bildungschancen für alle zu gewährleisten und wohnortnahe Schulstandorte zu erhalten.

Zwar könnten Maßnahmen wie die bessere Förderung der Kinder in Deutsch und Mathematik und die Kompetenzanalyse die Chancen der Hauptschülerinnen und Hauptschüler kurzfristig verbessern. Die Probleme der Hauptschule ließen sich damit jedoch nicht dauerhaft lösen, so Vogt.

Es sei zudem zynisch, wenn gut ausgebildete Lehrkräfte in die Arbeitslosigkeit entlassen werden, einige von ihnen über den Weg des „Pädagogischen Assistenten“ als Billigarbeitskräfte dann doch noch eine Anstellung bekämen. Geradezu naiv sei die Vorstellung, dass die Pädagogischen Assistenten als „billige Lehrkräfte“ nicht auch dazu eingesetzt werden, den hohen Unterrichtsausfall an den Schulen zu mildern.

Vogt erinnerte daran, dass lediglich 13 Prozent der Lehramtsanwärter im Grund- und Hauptschulbereich im kommenden Schuljahr tatsächlich eine Stelle bekommen. Die Junglehrer bekämen nun die unmittelbaren Folgen der Sperre von 870 Lehrerstellen durch die Landesregierung zu spüren.

Die Sprachförderung und die Kompetenzen in Mathematik und Deutsch bei den Hauptschülern zu stärken sei zwar richtig. Dafür müssten aber reguläre Lehrkräfte in ausreichender Zahl eingesetzt werden. „Nicht die pädagogischen Notwendigkeiten, sondern finanzielle Erwägungen stehen bei diesem Hauptschulkonzept im Vordergrund“, so Vogt. Die Schaffung von 305 Lehrerstellen sei angesichts der enormen Herausforderungen an den Hauptschulen lediglich „ein Tropfen auf den heißen Stein“.

Nach den Worten von Ute Vogt kann auch eine weitere „Vitaminspritze“ die Probleme der Hauptschule und damit des dreigliederigen Schulsystems nicht lösen. Die gesellschaftliche Akzeptanz der Hauptschule schwinde weiter, bundesweit wünschten sich nur noch 8 Prozent der Eltern für ihr Kind den Hauptschulabschluss. Die Übergangsquote von der Grund- auf die Hauptschule habe mit knapp 28 Prozent einen historischen Tiefstand erreicht.

Vogt: „Bessere Bildungschancen für alle lassen sich nur durch die individuelle Förderung und längeres gemeinsames Lernen erreichen.“

Ein integratives Schulsystem verbessere die Lernbedingungen für alle und sichere wohnortnahe und leistungsfähige Schulstandorte, insbesondere im ländlichen Raum. Das Herumdoktern am Patient Hauptschule dagegen führe nicht zu besseren Bildungschancen.

Helmut Zorell
Pressesprecher