Bildungsexperte Zeller: „Die Regierungspläne für die neue Werkrealschule bedeuten das Aus für viele Schulstandorte. Die SPD hingegen will möglichst viele Standorte erhalten“

Nach Ansicht der SPD-Landtagsfraktion macht die Landesregierung mit ihren heute vorgestellten Plänen zur neuen Werkrealschule vielen Schulstandorten im ländlichen Raum den Garaus. Die große Mehrheit der 756 einzügigen Hauptschulstandorte im Land sei in ihrer Existenz akut bedroht, sagte der SPD-Bildungsexperte und Vorsitzende des Schulausschusses, Norbert Zeller. Damit forciere die Landesregierung die Schließung von Schulstandorten. Dies will die SPD nicht akzeptieren. Zeller forderte daher für alle Schülerinnen und Schüler grundsätzlich zehn Schuljahre. „An allen Hauptschulstandorten, also auch den einzügigen, muss der Werkrealschulabschluss und – bei Vorlage eines entsprechenden Konzeptes – auch der echte Realschulabschluss möglich sein“, sagte Zeller.

Zeller hält die Beteuerungen der Landesregierung, dass es sich beim Werkrealschulabschluss um einen gleichwertigen mittleren Bildungsabschluss wie bei der Mittleren Reife handele, an den Haaren herbeigezogen. Rau selbst konterkariere diese Auffassung, indem er an der dreistufigen Grundschulempfehlung festhalte. Dadurch bringe er den qualitativen Unterschied der Werkrealschule zur Realschule sowie der dort erworbenen Abschlüsse zum Ausdruck. „Wenn Werkrealschule und Realschule wirklich gleichwertig wären, dann bräuchte Rau bei der Grundschulempfehlung auch keine Unterscheidung zwischen den beiden Schularten“, erklärte Zeller.

Zudem wertete Zeller die Zulassungsbeschränkung für den Übergang von der 9. in die 10. Klasse der neuen Werkrealschule als eindeutigen Widerspruch zu bisherigen Aussagen des Kultusministers. Noch im Dezember 2008 habe Rau im Landtag gesagt: „Der Zugang zur zehnten Klasse [der Werkrealschule] erfolgt durch ein Versetzungszeugnis.“ (Plenarprotokoll Nr. 56, 4.12.08, S. 3968). „Damit weckte der Kultusminister bei den Schülern und deren Eltern falsche Hoffnungen.“ Während an den Realschulen und Gymnasien das Versetzungszeugnis ausreiche, um den Hauptschulabschluss oder den mittleren Bildungsabschluss zu erreichen, müssten die Schüler an den Werkrealschulen besondere Voraussetzungen erfüllen. „Dadurch perfektioniert die Landesregierung ihren Trennungs-Wahn in der Schule, anstatt die Kinder gemeinsam bis zum Ende der 10. Klasse lernen zu lassen“, kritisierte Zeller.

Darüber hinaus plane die Regierung, die Aufnahmevoraussetzung nach der 10. Klasse der Werkrealschule auf ein berufliches Gymnasium in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch auf einen Notendurchschnitt von derzeit 3,0 auf 2,4 anzuheben. „Damit macht sich die Landesregierung völlig unglaubwürdig“, erklärte Zeller. Sie beschneide die Akzeptanz der neuen Werkrealschule bei den Schülern und Eltern noch bevor das neue Konzept überhaupt umgesetzt werde.


Stuttgart, 21.April 2009
Dr. Roland Peter
Pressesprecher