Bildungssprecher Mentrup: „Baden-Württemberg bleibt ein Schlusslicht bei Ganztagsangeboten und in der Integration. Das Bildungssystem bleibt ungerecht und belastet unzumutbar Eltern und Kinder“
Aus Sicht der SPD-Landtagsfraktion legt eine Bildungsstudie zum wiederholten Mal den dringenden Handlungsbedarf im Bildungssystem des Landes offen. Zwar weise Baden-Württemberg beim „Bildungsmonitor 2010“ der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft insgesamt eine gute Bilanz vor. „Die gute Gesamtbilanz wird aber durch eklatante Missstände bei den Ganztagsangeboten und durch die weiterhin große Bildungsungerechtigkeit erheblich getrübt“, sagte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Frank Mentrup.
Erneut müsse sich die Landesregierung bescheinigen lassen, dass es ihr nicht gelingt, den skandalösen engen Zusammenhang von Bildungschancen und sozialer Herkunft der Kinder spürbar abzumildern, obwohl dieser Befund seit der ersten PISA-Studie vor zehn Jahren bekannt ist. Der vorletzte 15. Platz beim Handlungsfeld Integration spreche eine deutliche Sprache. „Diese himmelschreiende Ungerechtigkeit kann sich Baden-Württemberg nicht länger erlauben. Wir verschenken zu viele Potenziale“, so Mentrup. Auch bilde das gute Gesamtergebnis daher insbesondere das große Engagement der Eltern ab und nicht etwa die Qualitätsverbesserungen durch das Bildungssystem. "Mit diesen Ergebnissen sonnt sich die Landesregierung in den Erfolgen der Eltern, der Nachhilfe und der zielstrebigen Kinder", sagt Mentrup. So gäben die Eltern in Baden-Württemberg etwa für Nachhilfe über 20 Prozent mehr aus als im Bundesschnitt.
Dabei liege es auf der Hand, mit welchen Maßnahmen gegengesteuert werden muss. Die Landesregierung müsse endlich die Ganztagsangebote in den Kindertageseinrichtungen ausbauen und die Rahmenbedingungen so verbessern, dass für alle Kinder der Orientierungsplan qualitativ hochwertig umgesetzt werden könne. Dazu gehöre etwa auch die Sprachförderung von Anfang an. „Anschließend muss die Sprachförderung in den Grundschulen konsequent und in der Verantwortung des Landes fortgeführt werden“, forderte Mentrup.
Beim Missstand der fehlenden ganztägigen Bildungsangebote gehe es aber, so Mentrup, nicht nur um die damit verbundenen schlechteren Chancen auf die Bildungsentwicklung der Kinder. Vielmehr hänge davon auch oftmals die berufliche und wirtschaftliche Selbständigkeit der Eltern ab, am deutlichsten erkennbar bei alleinerziehenden Elternteilen. So wundere es bei dieser schlechten Ganztagsversorgung nicht, dass in Baden-Württemberg noch nie weniger Kinder geboren wurden als im Jahr 2009. „In Baden-Württemberg sind bessere Rahmenbedingungen dringend nötig, damit junge Paare Kinder und Beruf unter einen Hut bekommen. Dafür sind ganztägige Bildungsangebote unerlässlich. Ganztagsangebote dürfen nicht ein Sahnehäubchen nach Kassenlage sein, sondern gehören in den Fokus der Entwicklung der Kindertageseinrichtungen und Schulen“, erklärt Mentrup. Dazu gehören etwa auch, die Ganztagesschulen endlich im Schulgesetz zu verankern.
Stuttgart, 19. August 2010
Dr. Roland Peter
Pressesprecher