Wolfgang Drexler und Christine Rudolf: „Schavan erpresst den Sport und greift ungeniert in dessen Finanzautonomie ein“

LSV-Präsident Anton Häffner: „Die Schmerzgrenze war bereits mit den Kürzungen 2004 erreicht und kann selbst in dieser Höhe auf Dauer nicht verkraftet werden“

Die SPD-Landtagsfraktion und zahlreiche Vertreter des baden-württembergischen Sports kritisieren gemeinsam die von der CDU/FDP-Landesregierung geplanten neuerlichen massiven Kürzungen bei der Landessportförderung. Nach einer Fachanhörung der SPD-Fraktion mit über 50 Teilnehmern sagte Fraktionsvorsitzender Wolfgang Drexler, den vielen Sportvereinen in Baden-Württemberg könnten nach den tiefen Einschnitten der letzten Jahre nicht noch einmal Kürzungen in Millionenhöhe zugemutet werden.

„Die Pläne der Landesregierung, den Sportvereinen in den kommenden beiden Jahren noch einmal jeweils über fünf Millionen Euro zu streichen, sind ein Frontalangriff auf die ehrenamtlich Tätigen in unseren Sportvereinen“, so SPD-Fraktionschef Drexler und die sportpolitische Sprecherin der Fraktion, Christine Rudolf. Sie erinnerten daran, dass die Landesregierung bereits in diesem Jahr sechs Millionen Euro beim Breiten- und Freizeitsport gekürzt hat, weitere vier Millionen Euro bei Sportschulen, Leistungssport und überregionalen Sportstätten. Die Sportgeräteförderung wurde 2004 komplett eingestellt.

Reichlich spät und erst unter dem Druck des Sports habe Ministerin Schavan nun versprochen, die Übungsleiterpauschale erhalten zu wollen. „Dieselben Minister und Abgeordneten, die noch vor Tagen die brutalen Einschnitte beim Sport mit aller Gewalt durchsetzen wollten, bezeichnen diese Kürzungen jetzt plötzlich als nicht hinnehmbar“, so die beiden SPD-Politiker. Als „Erpressung und Eingriff in die Finanzautonomie des Sports“ bezeichneten sie die Auflage Schavans, den Erhalt der Übungsleiterpauschale durch anderweitige Kürzungen selber zu finanzieren. Drexler und Rudolf forderten Schavan auf, sich ein Beispiel an der Bundesregierung zu nehmen, die trotz schwieriger Haushaltslage die Sportförderung auf hohem Niveau fortschreibe.

Der Präsident des Landessportverbands (LSV), Anton Häffner, befürchtet angesichts der gegenüber 2004 zusätzlich geplanten Einschnitte bei der Sportförderung, dass viele Vereine und Verbände nicht mehr in der Lage sind, Sport „zu sozialverträglichen Bedingungen für alle“ anzubieten. Ministerin Schavan habe zwar vor wenigen Tagen den Erhalt der wichtigen Position „Übungsleiterzuschüsse“ garantiert. Bei den vorgesehenen Kürzungen würde dies jedoch zur Folge haben, dass andere für den Sport lebensnotwendige Positionen wie Aus- und Fortbildung, Sanierung von Sportstätten oder Unterstützung bei der Anschaffung von Sportgeräten auf der Strecke bleiben. Die Folgen wären für die über 11.258 Sportvereine in Baden-Württemberg mit ihren 3.712.469 Mitgliedern verheerend, würden zu Dauerschäden führen und hätten schlimme Folgen für das Ehrenamt.

„Die vielen Ehrenamtlichen haben kein Verständnis, dass von der Landesregierung Aktionen über bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamtsförderung groß herausgestellt werden, gleichzeitig aber die Arbeit der Ehrenamtlichen mit überzogenen Kürzungen bestraft wird“, so Häffner.

Auch Dr. Karsten Ewald verurteilte als Geschäftsführer des MTV Stuttgart, einem der mitgliederstärksten Sportvereine im Land, die Pläne von CDU und FDP. „Es geht hier nicht um irgendwelche Kürzungen. Vielmehr ist es eine Investitionsverweigerung gegenüber der Zukunft unseres Landes“, sagte Dr. Ewald, der Kinder und Jugendliche als Hauptbetroffene der massiven Einschnitte ausgemacht hat. „Wenn diese Kürzungen so kommen, dann entsteht ein irreparabler Schaden für unsere Vereinsstruktur, der enorme soziale und gesellschaftliche Folgen nach sich ziehen wird.“

Helmut Zorell
Pressesprecher