Bildungsexperte Frank Mentrup: "Die offiziellen Zahlen verdeutlichen, dass der Unterrichtsausfall etwa an Gymnasien und beruflichen Schulen noch viel zu hoch ist"

Die SPD-Landtagsfraktion weist die Jubelmeldung der Kultusministerin zurück. "Die Zahlen verdeutlichen, dass der Unterrichtsausfall etwa an Gymnasien und beruflichen Schulen noch viel zu hoch ist", erklärt Frank Mentrup, bildungspolitischer Fraktionssprecher. Dass diese Meldung der Kultusministerin der erlebten Situation vor Ort widerspreche, zeigten die vielen Berichte von Eltern über Stundenausfall. Mentrup betonte, dass das strukturelle Defizit bei der Unterrichtsversorgung nicht gelöst sei, zumal der Rückgang an ausgefallenen Stunden auch dadurch zustande komme, dass die Schweinegrippe des vergangenen Jahres jetzt nicht mehr zu Buche schlage. "Frau Schick geht es mal wieder darum, die wirkliche Situation und die Probleme mit angeblichen Erfolgsmeldungen zu verschleiern." Die SPD fordert deshalb, die Zahl der Krankheitsvertreter zu erhöhen und die Personalorganisation an den Schulen zu reformieren.

Die Probleme mit ausgefallenen Stunden würden gerade an den Gymnasien deutlich. Hier sei die Zahl der ausgefallenen Stunden mit 3,9 Prozent nach wie vor viel zu hoch. An jedem Gymnasium fielen damit immer noch in einem Schuljahr rund 1250 Stunden aus, obwohl diese Schulart durch die Umstellung auf G 8 und den doppelten Abiturjahrgang ganz besonders belastet sei und deshalb zusätzliche Lehrerreserven bekommen habe. "Die Ministerin hat ihr selbst gestecktes Klassenziel verfehlt", so Mentrup. Auch an den beruflichen Schulen müssten weiterhin viel zu viele Stunden gestrichen werden, wobei in dieser Schulart durch den Lehrermangel sowieso schon strukturell zu wenig Stunden gehalten würden. Erstaunlich sei, dass die Realschulen in der Aufzählung nicht genannt seien. Schick habe diese Zahl wohl nicht ohne Grund weggelassen, erklärt Mentrup.

Er verwies zudem darauf, dass die offizielle Zahl ausgefallenen Unterrichts nicht diejenigen Stunden einschließe, die von fachfremden Vertretungslehrern gehalten würden. "Viel mehr Unterrichtsstoff fällt zusätzlich aus, weil Lehrer anderer Fächer eingesetzt werden, während dieser Unterrichtsausfall dann nicht in die Statistik einfließt", sagt Mentrup.

Stuttgart, 12. Dezember 2010
Dr. Roland Peter
Pressesprecher