Bildungsexperte Kaufmann: „Die Landesregierung verspielt fahrlässig die Bildungschancen vieler junger Baden-Württemberger“

SPD: Jeder dritte Realschüler und 40 Prozent der gymnasialen Bewerber erhalten voraussichtlich keinen Platz mehr an den beruflichen Gymnasien

Die kommende Überlastung der beruflichen Gymnasien sei wesentlich gravierender, als bislang von Kultusminister Helmut Rau eingeräumt, erklärte Gunter Kaufmann, Fraktionssprecher für berufliche Bildung. Nach den neuesten Gesamtzahlen über die Anmeldung für das kommende Schuljahr bekämen dort voraussichtlich jeder dritte Realschüler und 40 Prozent der Bewerber aus den Gymnasien keinen Platz mehr. Insgesamt gebe es rund 27.000 Bewerber bei lediglich 17.600 Plätzen. „Das zeigt eindeutig, dass die bislang versprochenen 30 zusätzlichen Klassen auf keinen Fall ausreichen“, sagte Kaufmann. Er forderte deshalb die Landesregierung auf, die Zahl der neuen Klassen und die Lehrerstellen erheblich auszubauen. „Jede Bewerberin und jeder Bewerber muss einen Platz an den beruflichen Gymnasien erhalten“, erklärte der Fraktionssprecher.

Sollte die Landesregierung weiterhin blockieren, werde der Weg zu Abitur und Studium vor allem für Realschüler erschwert oder sogar verbaut. „Die Landesregierung verspielt hier fahrlässig die Bildungschancen vieler junger Baden-Württemberger“, betonte Kaufmann. Insbesondere die Realschüler hätten unter dieser Politik stark zu leiden. So äußert ein junger Mann in einem Brief an die SPD seine „Verzweiflung und Wut“ darüber, dass die Landesregierung ihre Zusagen nicht einhalte.

Die beruflichen Gymnasien wüssten sich jetzt nicht mehr anders zu helfen, als die Zugangsvoraussetzungen deutlich zu erschweren. Während offiziell in den drei Hauptfächern Mathematik, Deutsch und Englisch ein Notenschnitt von 3,0 verlangt werde, liege er inzwischen bei manchen Schulen bei 2,0 oder sogar besser. Der zitierte Realschüler sei in Nordbaden an mehreren beruflichen Gymnasien sogar mit 2,0 abgewiesen worden.

„Rau verletzt mit seiner Politik die Chancengleichheit und Gerechtigkeit elementar“, warf ihm Kaufmann deshalb vor. Kein Schüler im Land dürfe benachteiligt und müsse nach seinen Fähigkeiten gefördert werden, sagte der SPD-Abgeordnete. Rau verstoße mit seiner Politik an den Realschulen und beruflichen Gymnasien gegen diese Vorgabe, sagte Kaufmann.


Dr. Roland Peter
Pressesprecher