Kulturexpertin Helen Heberer: „Das Land muss mit viel Geld Paroli bieten, wenn ein Adelshaus mit Hilfe von Kaufinteressenten die Preise hochtreibt“

Die SPD-Fraktion sieht in der heutigen Kabinettsentscheidung zur Einrichtung einer Grundsatzkommission zum Umgang mit hochrangigen Kulturgütern zwar einen längst notwendigen Schritt. Dahinter zeige sich aber ein kulturpolitischer Offenbarungseid von Minister Frankenberg und seinem Kulturstaatssekretär Birk: „Nach der Blamage um die badischen Kulturgüter, nach Salem, nach den Verkaufsabsichten des Wolfegg-Handbuchs und angesichts der aktuellen Unklarheiten über einen weiteren Ausverkauf von Kulturgütern der Familie Waldburg-Wolfegg musste endlich Sachverstand ins Spiel kommen, der über den des Ministeriums hinausreicht.“ Und: „Offensichtlich hat die Landesregierung endlich eingesehen, dass sie nur dann von Kulturskandalen erlöst wird, wenn sie sich Sachverstand von außen holt“, sagte die kulturpolitische Sprecherin Helen Heberer.

Diese Entscheidung beseitige aber nicht das Dilemma, dass das Land bei Ankaufsentscheidungen bislang immer und von vornherein in einer problematischen Ausgangssituation gewesen sei. Denn die verkaufswilligen Adelshäuser präsentierten stets von sich aus ankaufswillige Interessenten. „Das Land muss mit viel Geld Paroli bieten, wenn ein Adelshaus die Preise hochtreibt, um mehr Geld einnehmen zu können“, sagte Heberer: Das Land werde so lange aus einer schwachen Position heraus verhandeln, wenn es auf solvente und kaufwillige Interessenten eingehen müsse.

Heberer fordert deshalb von der Landesregierung, gegenüber den Adelshäusern eine frühzeitige Mitteilung solcher Verkaufsabsichten durchzusetzen – und zwar bevor über Agenten bereits Interessenten auf den Plan gerufen worden seien. Wer nicht rechtzeitig informiere, so Helen Heberer, müsse mit einem klaren Veto des Landes gegen den Verkauf rechnen.

Stuttgart, 10. November 2009
Dr. Roland Peter
Pressesprecher