Berufsbildungsexperte Gunter Kaufmann: „Das Bündnis hat keine zusätzlichen Ausbildungsplätze geschaffen“

„Wer heute den Mangel an Fachkräften beklagt, bestätigt nur, dass in den vergangenen Jahren zu wenig ausgebildet wurde“, fasst der SPD-Abgeordnete Gunter Kaufmann die heute vorgestellte Gesamtbilanz des Ausbildungsbündnisses für die Jahre 2007 bis 2010 zusammen. Ein Blick auf den aktuellen Ausbildungsmarkt zeige, dass immer noch Lehrstellen fehlten und zahlreichen Jugendlichen der Übergang von der Schule in die Berufsausbildung erschwert werde. An dieser Situation habe auch der Ausbildungspakt grundsätzlich nichts verändert. Die SPD fordert deshalb die Landesregierung auf, für Schüler ohne Lehrstelle ein berufsqualifizierendes Ausbildungsangebot über die beruflichen Schulen zu schaffen.

Allein 2010 blieben knapp 11.000 Jugendliche in Baden-Württemberg ohne Ausbildungsplatz. Sie befinden sich in Warteschleifen, ohne dass ihre beruflichen Perspektiven durch das so genannte Übergangssystem verbessert würden, sagt Kaufmann.

Wirtschaftsminister Pfister musste auf der Pressekonferenz eingestehen, dass die Zahl der Lehrstellen des Jahres 2010 etwa der des Vorjahres entspräche. Die Mitglieder des Ausbildungspaktes reklamieren zwar für sich, über rund 4.200 neue Ausbildungsbetriebe rund 10.200 neue Lehrstellen geschaffen zu haben. „Damit wird die Zahl der verloren gegangenen Ausbildungsplätze nicht ersetzt“, erklärt Kaufmann. Er bedauert deshalb, dass zurzeit nur etwa die Hälfte der berechtigten Betriebe in Baden-Württemberg auch tatsächlich Auszubildende eingestellt habe.

Kaufmann fordert daher, dass das Land ein berufsqualifizierendes Ausbildungsangebot für alle Schulabgänger ohne Lehrstelle erlasse, wenn sie keine schulische Weiterqualifizierung anstrebten. Die Landesregierung solle dafür die beruflichen Schulen als Kompetenzzentren nutzen, um so das Grundrecht auf Ausbildung zu sichern. „Die Landesregierung darf sich diesem Ausbau der beruflichen Schulen nicht verweigern“, sagt Kaufmann. Er unterstützt damit den DGB-Vorschlag, reine Warteschleifen zugunsten vollqualifizierender Bildungsgänge zu reduzieren. „Die jetzigen Qualifizierungsangebote sind keine wirklichen Alternativen für junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz bekommen“, betont Kaufmann.

Stuttgart, 25. November 2010
Dr. Roland Peter
Pressesprecher