Stefan Fulst-Blei: „Die Landesregierung sitzt hier einer Milchmädchenrechnung auf“

Katrin Steinhülb-Joos: „Der Ausstieg ist für viele Jugendliche ein absolutes Desaster“

Die SPD im Landtag kritisiert den Plan des Kultusministeriums, die finanzielle Unterstützung für die Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) einzustellen. Auch auf Anfrage der Fraktion konnte das Ministerium aus Sicht der SPD keine überzeugenden Begründungen liefern.

Das Programm bietet bislang vielen Jugendlichen durch individuelle Unterstützung die Chance, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die seit vielen Jahren erfolgreiche Berufseinstiegsbegleitung begleitet und fördert leistungsschwächere Jugendliche der allgemeinbildenden Schulen über längere Zeit individuell beim Übergang in den Beruf. In den Schuljahren 2020/2021 und 2021/2022 nahmen jeweils 124 Schulen bzw. 144 Schulen an dem Programm teil. Im Schuljahr 2021/2022 waren rund 1115 Schülerinnen und Schüler in dem Programm angemeldet. Bisher wurde das Programm zu 50 Prozent durch die Bundesagentur für Arbeit und zu jeweils 25 Prozent durch das Land und Dritte finanziert. Für die volle Laufzeit geht das Kultusministerium von Kosten in Höhe von rund 9000 Euro pro Schülerin oder Schüler aus.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Stefan Fulst-Blei, ist verärgert über das Aus der finanziellen Unterstützung der Berufseinstiegsbegleitung: „Einmal mehr lässt die Landesregierung großen Ankündigungen keine Taten folgen. Während der Ministerpräsident vollmundig verspricht, im nächsten Haushalt vor allem in die Bildung zu investieren, verabschiedet sich seine Kultusministerin still und heimlich von einem erfolgreichen Modell. Bei der zukünftigen Finanzierung jetzt mit dem Finger auf die Kommunen zu zeigen, ist ein weiteres Zeichen von Desinteresse. Bildungserfolg darf nicht vom Wohnort abhängen! Die Landesregierung stößt damit zahlreiche Schulen sowie Schülerinnen und Schüler zum wiederholten Mal vor den Kopf. Die Einsparungen an dieser Stelle werden deutlich höhere Folgekosten bedeuten, wenn Betroffene nicht den Weg in den Arbeitsmarkt finden. Die Grün-schwarze Landesregierung sitzt einer Milchmädchenrechnung auf!“

Katrin Steinhülb-Joos, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion und früher selbst Schulleiterin einer von der Berufseinstiegsbegleitung profitierenden Schule: „Dieser Ausstieg ist ein absolutes Desaster. Gerade nach Corona brauchen viele Jugendliche eine helfende Hand zur Orientierung auf dem Weg ins Berufsleben. Die großartige Unterstützung der Berufseinstiegsbegleitung hat vielen Schülerinnen und Schülern Perspektiven für ein Erwerbsleben geschaffen. An meiner Schule war das Programm nicht wegzudenken und ein wichtiger Baustein zur Bildungsgerechtigkeit. Anstelle jetzt zu bemängeln, dass das Programm nicht flächendeckend umgesetzt wird, sollte die Landesregierung Geld in die Hand nehmen und das Programm bewerben, damit noch mehr Jugendliche davon profitieren können. Sonst sind die im Koalitionsvertrag von Grün-Schwarz festgehaltenen Ziele von Bildungsgerechtigkeit und gleichen Bildungschancen einmal mehr lediglich leere Worthülsen!“ Steinhülb-Joos verweist auf die Erfahrungen anderer Bundesländer: „In Bayern wollte man das Programm auch einstellen, hat sich aber von den Experten aus Bildung und Wirtschaft überzeugen lassen. Daran sollte sich die Landesregierung ein Beispiel nehmen.“

Dr. Hendrik Rupp

Pressestelle

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