Peter Hofelich: „Frankenberg hat die Mitwirkungsrechte des Verwaltungsrates eklatant missachtet“

Sabine Fohler: „Wir brauchen eine breit aufgestellte und angemessene Findungskommission, die die Intendanten umfassend beteiligt“


Die SPD-Landtagsfraktion rügt heftig das Vorgehen von Wissenschaftsminister Frankenberg im Verwaltungsrat des Staatstheaters. Hieran werde das jetzt schon mehrfach bewiesene dilettantische Vorgehen Frankenbergs in Personalfragen auf die Spitze getrieben. „Nach dem Fall Friedl ist es nicht mehr überraschend, dass Frankenberg auch hier vollkommen falsch und ohne Fingerspitzengefühl agierte“, sagte Peter Hofelich, der zusammen mit Sabine Fohler für die SPD-Landtagsfraktion im Verwaltungsrat sitzt. Und: „Der Minister weiß nicht, was er dem Verwaltungsrat und der Position eines Staatsoper-Chefs schuldig ist.“ Er habe eine klar fehlerhafte Abwägung getroffen.

Der Minister habe sowohl das Vertragsende des Staatsoper-Chefs Albrecht Puhlmann als auch die Ernennung von dessen Nachfolger im Verwaltungsrat durchpeitschen wollen, erklärte Hofelich. „Frankenberg hat die Mitwirkungsrechte des Verwaltungsrates eklatant missachtet“, sagte Hofelich. Das Vorgehen des Wissenschaftsministers, den Verwaltungsrat bereits mit einem Nachfolger zu konfrontieren, ohne ihm ein Auswahlrecht einzuräumen, grenze an Unfähigkeit. „Dann auch noch eine solch wichtige Personalie dem Verwaltungsrat anhand eines Wikipedia-Auszugs als Tischvorlage schmackhaft machen zu wollen, ist geradezu lächerlich“, betonte Hofelich.

Richtig schlimm sei zudem, dass der Minister mit diesem Vorgehen das bewährte und gute „Stuttgarter Intendantenmodell“ in der Führungsetage des Staatstheaters erheblich beschädigt habe. Einen Nachfolger ohne Absprache mit den drei anderen Theaterchefs präsentieren zu wollen, widerspreche eklatant dem Geist dieses Modells. Entweder Frankenberg sei die Bedeutung dieses Modells nicht klar gewesen, oder er habe es mit Absicht beschädigen wollen, betonte Fohler. „Auf jeden Fall ist damit deutlich geworden, dass sich der Wissenschaftsminister nicht mit einem Modell identifizieren will, das der Staatsoper Stuttgart die größten Erfolge gebracht hat“, sagte die Abgeordnete.

Damit aber nicht genug. Bei diesem dilettantischen Vorgehen bestehe die Gefahr, dass der Nachfolger Puhlmanns von vornherein abgewertet worden sei. So werde Georg Quander künftig mit dem Vorgehen Frankenbergs identifiziert. Die SPD besteht darauf, dass die Nachfolge in einem geordneten und abgestimmten Verfahren geregelt werde. „Wir brauchen eine breit aufgestellte und angemessene Findungskommission, die die Intendanten umfassend beteiligt“, forderte Fohler.

Die beiden SPD-Mitglieder des Verwaltungsrates bedauern, dass der Minister dank der Vertreter aus der Landes- und Stadt-CDU im Verwaltungsrat für solche Machenschaften eine Mehrheit finde. „Das Vertrauen in die Politik leidet, wenn ein Minister seine Macht demonstrieren will und dafür Gradlinigkeit und Transparenz in den Wind schlägt“, sagte Hofelich.

Bereits die Vorgeschichte bei diesem Trauerspiel habe gezeigt, wie unfähig Frankenberg in der Personalpolitik an den Staatstheatern agiere. Dass Puhlmann nach einem Sechs-Augen-Gespräch mit Frankenberg und Schuster durch Indiskretionen bereits öffentlich angezählt worden sei, halten die beiden SPD-Abgeordneten für vollkommen indiskutabel und unfair. Sie trügen zwar die Beendigung des Vertragsverhältnisses auf 2011 mit. „Einen Menschen so zu behandeln, ist nicht nur stillos, sondern auch unwürdig“, sagte Hofelich.


Stuttgart, 7. Juli 2009
Dr. Roland Peter
Pressesprecher