Ute Vogt: „Im letzten Kindergartenjahr müssen alle Kinder schulfähig werden – Kindergarten und Grundschule müssen dazu eng zusammenarbeiten“

Wolfgang Drexler: „Die gezielte Förderung unserer Kinder ist die beste Zukunftssicherung für unser Land“

Bessere Zukunftschancen für alle Kinder – im Kindergarten die Grundlage für einen erfolgreichen Schulbesuch legen

Die SPD will die Zukunftschancen der Kinder in Baden-Württemberg ins Zentrum der Landespolitik rücken. Die Grundlagen für einen erfolgreichen Schulbesuch und das spätere Leben würden bereits im Kindergarten gelegt, erklärten die SPD-Landesvorsitzende Ute Vogt und SPD-Fraktionschef Wolfgang Drexler. Daher müsse die Förderung der Kinder bereits vor dem Schulbeginn ansetzen. Notwendig seien ein verbindliches und beitragfreies Kindergartenjahr, Sprachförderung von Anfang an, mehr Kindergartenplätze auch für Kleinkinder sowie eine Neuordnung der Erzieherinnenausbildung.

„Gerechte Bildungschancen sind die wichtigste Voraussetzung für ein zukunftsfähiges Land. Bei uns bestimmt aber der soziale Hintergrund in erheblichem Ausmaß den Bildungserfolg der Kinder und damit deren weitere Lebensperspektive“, so die SPD-Landesvorsitzende Vogt. „Deshalb müssen wir neben der Familie auch im Kindergarten jede Chance nutzen, die Neugier und den Wissensdurst der Kinder, also ihr natürliches Bildungsbedürfnis, von Anfang an zu fördern und zu fordern.“ Schließlich verlasse heute jedes vierte Kind in Baden-Württemberg den Kindergarten mit Sprachdefiziten.

Um alle Kinder mit einer verbindlichen Förderung zu erreichen, fordert die SPD ein verpflichtendes Kindergartenjahr, das für die Eltern jedoch beitragsfrei sein soll. Die SPD unterscheidet sich damit klar von den Vorstellungen des designierten Ministerpräsidenten Oettinger, der – wenn auch inzwischen nur noch als ultima ratio – ein Kindergartenpflichtjahr verlange und dafür die Eltern zur Kasse bitten wolle. „Dieses Schulgeld durch die Hintertür lehnen wir entschieden ab“, so Vogt. Das Land müsse den Kommunen die ausfallenden Elternbeiträge erstatten.

In diesem verbindlichen Vorschuljahr müssen Kindergarten und Grundschule nach dem Konzept der SPD wesentlich enger verzahnt werden als bisher. „Wir wollen, dass die Grundschulen zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit den Kindergärten verpflichtet werden“, so Vogt. Diese Verpflichtung setze aber voraus, dass die die Grundschullehrerinnen und -lehrer für diese Kooperation auch freigestellt werden. Dies sei bisher nicht der Fall, und deshalb lasse sich derzeit nur etwa jede fünfte Grundschule auf eine Kooperation mit Kindergärten ein.

Für das verbindliche Vorschuljahr im Kindergarten soll das Land gemeinsam mit den Kindergartenträgern ein Bildungskonzept erarbeiten, in dem die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Grundschule und der Kindergärten beschrieben werden. Notwendig sei dafür eine Rahmenvereinbarung zwischen dem Land und den kommunalen und kirchlichen Kindergartenträgern.

Beitragsfreier Kindergarten
Längerfristiges Ziel der SPD ist die generelle Beitragsfreiheit des Kindergartens, nicht nur im letzten, für alle verbindlichen Jahr vor der Einschulung. Dieses Ziel sei aber nur dann zu verwirklichen, wenn das Land den Kommunen und den Kindergartenträgern die Kosten dafür erstattet. Andernfalls würde dies zu einer unvertretbar hohen Belastung der Kommunen führen. Der beitragsfreie Kindergarten für alle Kinder koste das Land viel Geld. Deshalb könne dieses Ziel nur in einem längerfristigen Zeitrahmen schrittweise verwirklicht werden, erklärte die SPD-Landesvorsitzende.

Sprachförderung von Anfang an
Sprachförderung darf nicht erst im letzten Kindergartenjahr starten, so wie dies derzeit mit Geldern der Landesstiftung bei den Sprachfördergruppen geschieht. Die SPD fordert deshalb, mit der Sprachförderung schon im ersten Kindergartenjahr anzufangen. „Die Landesregierung ist bisher unfähig gewesen, ein umfassendes Sprachförderkonzept vorzulegen“, so Vogt. Dabei lägen dazu bereits seit längerem Vorschläge der interministeriellen Arbeitsgruppe „Sprachförderung im Vorschulalter“ auf dem Tisch, an deren Entwicklung auch Wissenschaftler, Trägerverbände und Kommunen beteiligt waren. Diese Arbeitsgruppe empfiehlt der Landesregierung die Aufstockung der Fördermittel für die vorschulische Sprachförderung im Umfang von 6 Millionen Euro jährlich. In den Haushaltsberatungen hätten CDU und FDP entsprechende Anträge der SPD jedoch abgelehnt.

Die SPD will, dass die Erzieherinnen und Erzieher das Sprachvermögen der Kinder sorgfältig beobachten, Defizite erkennen und darauf aufbauend das Sprachverhalten der Kinder gezielt und individuell fördern. Dafür müssten die Kindergarten-Fachkräfte qualifiziert werden. Auch hierzu lägen Vorschläge der interministeriellen Arbeitsgruppe auf dem Tisch. Sie sehen eine Beteiligung des Landes in Höhe von 30 Prozent an den Fort- und Weiterbildungskosten vor. Auch hierzu sei die Landesregierung bisher nicht bereit.

Vogt: „Auf den Anfang kommt es an. Deshalb müssen wir unsere Kindergärten in die Lage versetzen, die Entwicklung der Kinder zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu fördern. Dies erfordert pädagogische Qualität, aber auch kleinere Kindergartengruppen.“

Kindergartenplätze auch für unter Dreijährige
Kinder sind nach den Worten von SPD-Fraktionschef Wolfgang Drexler in den ersten Lebensjahren besonders lernfähig und auch wissbegierig. In Kindergärten und anderen Tageseinrichtungen könnten Kinder in der Gemeinschaft mit anderen Kindern spielend lernen und Defizite, zum Beispiel bei der Sprachentwicklung, ausgleichen. Die SPD will deshalb den Besuch einer Kindertageseinrichtung früher als bisher ermöglichen. Wo Eltern dies wünschen, sollen deshalb auch Kinder unter drei Jahren einen Platz im Kindergarten bekommen.

Durch das von der Bundesregierung gegen den Widerstand der Landesregierung auf den Weg gebrachte Tagesbetreuungsausbaugesetz haben Eltern für Kinder unter drei Jahren bereits jetzt unter bestimmten Bedingungen einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Tageseinrichtung oder in der Tagespflege. Voraussetzung ist, dass beide Elternteile oder allein Erziehende erwerbstätig sind oder sich in einer Ausbildung befinden.

Drexler: „Nach unserer Vorstellung sollen alle Eltern in Baden-Württemberg von 2010 an auch für ihre 2jährigen Kinder einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz erhalten. Ob sie davon auch Gebrauch machen, liegt ausschließlich in der Entscheidung der Eltern.“

Erzieherinnenausbildung neu ordnen
An den Beruf der Erzieherin werden heute nach Ansicht von SPD-Fraktionschef Drexler sehr hohe Anforderungen gestellt. Die Qualität der Kinderbetreuung hänge entscheidend vom Engagement und der Qualifikation der Erzieherinnen ab. Um den künftigen Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Elementarbildung, gerecht zu werden, müsse die Erzieherinnenausbildung schrittweise neu geordnet werden.

Als ersten Schritt will die SPD in der Fachkräfteausbildung Kooperationsprojekte zwischen Fachschulen für Sozialpädagogik und den Hochschulen des Landes auf den Weg bringen. Leitungskräfte in Kindergärten sollen ein berufsbegleitendes Aufbaustudium an einer Pädagogischen Hochschule oder Fachhochschule absolvieren können. „Damit stellen wir sicher, dass sich Erzieherinnen und Erzieher mit einem mittleren Bildungsabschluss weiterqualifizieren können“, so Drexler. Auf mittlere Sicht will die SPD die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher auf Hochschulniveau anheben.

Deutschland sei neben Österreich das einzige europäische Land, in dem die in der Elementarbildung tätigen Fachkräfte über keine Hochschulausbildung verfügen. Für Bewerberinnen und Bewerber mit einem mittleren Bildungsabschluss sieht die SPD eine berufsbegleitende Weiterqualifizierung vor, um so die Hoch-schulzugangsberechtigung erreichen zu können.

Diese Neuordnung der Erzieherinnenausbildung könne jedoch nur schrittweise erfolgen. Der berufliche Status der jetzt tätigen Fachkräfte müsse dabei in vollem Umfang erhalten bleiben. Die Umsetzung der neuen Erzieherinnen-Ausbildung müsse im Dialog aller Beteiligten, insbesondere der Kommunen und der Kindergartenträger, geklärt werden. Das Land müsse sich an der Umsetzung finanziell beteiligen.

Drexler: „In Baden-Württemberg wird es jungen Menschen besonders schwer gemacht, sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Die Regierung Teufel hat es trotz aller gegenteiligen Versprechungen nicht geschafft, die rote Laterne bei der Kinderbetreuung endlich loszuwerden. Eine bessere Kinderbetreuung ist jedoch nicht die einzige Voraussetzung für ein familienfreundliches Baden-Württemberg. Notwendig ist auch eine gezielte Förderung unserer Kinder schon im Kindergarten, damit sie auch wirklich schulfähig werden, und zwar unabhängig von der sozialen Herkunft. Dies ist ein Gebot der Chancengerechtigkeit und zugleich die beste Zukunftssicherung für unser Land.“

Helmut Zorell
Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion

Andreas Reißig

Pressesprecher des SPD-Landesverbands