Bildungsexperte Zeller: „Dass Kultusminister Rau jetzt nach massiver Kritik zum zweiten Mal zurückrudern muss, zeigt deutlich, wie unausgegoren das gesamte Konzept der Werkrealschule ist“

Nach Ansicht der SPD-Landtagsfraktion vollführt Kultusminister Rau beim Gesetzentwurf zur Werkrealschule einen bildungspolitischen Eiertanz. Erst sei für ihn das Versetzungszeugnis von der 9. in die 10. Klasse maßgeblich gewesen. Dann habe Rau einen NC von 3,0 einführen wollen. „Dass er jetzt nach massiver Kritik zum zweiten Mal zurückrudern muss, zeigt deutlich, wie unausgegoren das gesamte Konzept ist“, sagte der SPD-Abge­ordnete und Vorsitzende des Schulausschusses, Norbert Zeller. Jetzt falle ihm nur ein, neben den Noten ein zusätzliches Kriterium für den Übergang in die zehnte Klasse einzuführen: die Beurteilung eines Schülers durch die Klassenlehrerkonferenz. Damit werde es Rau aber nicht gelingen, die Grundprobleme der Werkrealschule aufzulösen.

So gefährde die Werkrealschule die Existenz vieler einzügiger Hauptschulstandorte im Land. Und von einer Gleichwertigkeit mit der Realschule zu sprechen, sei aufgrund der mangelnden Attraktivität der Werkrealschule völlig unrealistisch. „Rau folgt reinem Wunschdenken, um seine ideologische Brille nicht absetzen zu müssen“, sagte Zeller.

So würde auch die Behauptung, sein Gesetzentwurf sei von den meisten Verbänden unterstützt worden, der Öffentlichkeit Sand in die Augen streuen. Neben dem Landeselternbeirat und dem Arbeitgeberverband hätten weitere Organisationen den Gesetzentwurf massiv kritisiert. „Es ist deshalb völlig schleierhaft, weshalb Rau sich durch die Anhörungsergebnisse bestätigt sieht“, erklärte Zeller.

Der Bildungsexperte forderte den Kultusminister auf, seinen Gesetzentwurf zurückziehen. Rau solle im Einvernehmen mit allen Beteiligten einen neuen Entwurf vorlegen, der sowohl die Bildungschancen der jungen Menschen verbessert als auch den Schulstandorten insbesondere im ländlichen Raum eine Zukunftsperspektive biete.

Dr. Roland Peter, Pressesprecher