Antrag: Schwimmen lernen in der Donau

Viele Kinder in Baden-Württemberg können nicht oder nicht sicher schwimmen. Dies liegt auch daran, dass Schwimmen als Teil des Sportunterrichts häufig ausfällt beziehungsweise zu selten angeboten wird, weil immer mehr Schwimmbäder geschlossen werden. Der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg sieht dennoch keinen finanziellen Spielraum für eine besondere Landesförderung zur Sanierung von Schwimmbäder. Stattdessen verweist er darauf, dass er selbst in der Donau schwimmen gelernt habe.

Kretschmanns Donau-Aussagen hat von Gemeinden und Verbänden heftige Kritik nach sich gezogen. Zu Recht: Die Sache ist viel zu ernst für arrogant-flapsige Sprüche und verkennt die Sorgen und Nöte der betroffenen Lehrer, Eltern, Ehrenamtlichen und Kinder. Darüber hinaus macht Kretschmanns Sprücheklopferei auch inhaltlich überhaupt keinen Sinn, wie unsere parlamentarische Anfrage zeigt. Denn das Kultusministerium stellt klar: „Das Kultusministerium rät […] vom Schwimmunterricht in Freigewässern grundsätzlich ab.“

Unser Fraktionsvize Sascha Binder mahnt, dass Schwimmen lernen in Baden-Württemberg nicht zum Luxusgut werden darf:

„Der gemeinsamen Forderung der SPD-Landtagsfraktion, der Schwimmverbände und des DLRG, ein landeseigenes Bäderprogramm im Umfang von 30 Millionen Euro einzurichten, erteilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Mai eine Absage mit der Begründung, er selbst habe in der Donau schwimmen gelernt, das hätte nichts gekostet. Dieser Spruch erinnerte mich an meinen Opa. Er hatte auch immer ein lustiges Erlebnis aus alten Zeiten parat, wenn man ihn mit einem Problem aus der Gegenwart konfrontierte. Der Unterschied zu Kretschmann: Mein Opa war nicht Ministerpräsident.

Eine solche Haltung wird zum einen dem Ernst des Problems der vielen Kinder, die nicht richtig schwimmen können, nicht gerecht. Und zum anderen verkennt der Ministerpräsident auch die heutigen Realitäten. Die Beantwortung meiner Anfrage ist da eindeutig: das Kultusministerium rät ausdrücklich vom Schwimmen lernen in der Donau ab. So heißt es dort ‚Freigewässer können eine Reihe an Gefahren, wie beispielsweise Fließgeschwindigkeit, trübes Wasser oder Hindernisse im Wasser, aufweisen, die beachtet werden müssen. Mit Blick darauf sollten grundsätzlich nur sehr gut trainierte Sportschwimmer in Fließgewässern schwimmen. (…) Für den regulären Schwimmunterricht sind Freigewässer, vor allem Fließgewässer, nicht geeignet‘.

Immer weniger Kinder lernen schwimmen. Das liegt an immer weniger Schwimmbädern im Land. Nur jede vierte Grundschule hat Zugang zu einem Schwimmbad. Der Ministerpräsident sollte keine altklugen und zynischen Sprüche klopfen, sondern das Problem ernst nehmen. Die Schwimmfähigkeit unserer Kinder ist lebenswichtig! Die Sicherheit in unseren Bädern und an den Badeseen muss dem Land etwas wert sein.“

Ansprechpartner

Melbeck Fraktion
Malin Melbeck
Parlamentarische Beraterin für politische Planung und Strategie, Parlamentsrecht, Stellvertretende Fraktionsgeschäftsführerin