Agrarexperte Winkler: „Das Land muss alles versuchen, um die Milchbauern vor dem Ruin zu bewahren“

Die SPD-Fraktion will die Krise der Milchbauern mit einem Vorschlag verringern, der gleichzeitig die Gesundheitsversorgung verbessern würde. Das Land soll jedem Grundschüler täglich ein Glas Milch spendieren. Alfred Winkler, agrarpolitischer Sprecher der Fraktion, erinnert daran, dass noch 1990 knapp die Hälfte der Grundschüler zwischen sechs und zehn Jahren mit Schulmilch versorgt wurde. Heute erhält nur noch jeder zwanzigste ein Glas Milch. „Die SPD will damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und sowohl den Bauern wie den Schülern helfen“, sagte Winkler. Und: „Schließlich muss das Land alles versuchen, um den Milchbauern in dieser schweren Krise zu helfen.“ Motto also: Die Milch macht´s.

Wie sehr die Bauern davon profitieren könnten, zeigt sich daran, dass die SPD einem Vorschlag des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter und des Deutschen Bauernverbandes folgt. Schließlich könnten die Erzeuger im Land über 20.000 Tonnen Milch jährlich und damit ein Prozent ihrer Produktion loswerden, wenn alle Grundschüler ein Glas mit 0,25 Liter Milch oder einem Milchmischgetränk erhielten. „Hier könnte das Land tatsächlich mit eigenen Mitteln handeln, ohne erneut auf die EU verweisen zu müssen“, sagte Winkler. Und: „Es ist besser, die Milch an die Schüler zu geben, als sie auf den Feldern zu verschütten.“

Auch die Kosten hielten sich nach Ansicht der SPD in Grenzen, da die EU bisher schon knapp fünf Cent pro Portion Schulmilch beisteuert. Falls das Land ebenfalls Kosten in dieser Höhe tragen würde, müsste es mit rund vier Millionen Euro rechnen. Diese Summe könne größtenteils im Agrarhaushalt umgewidmet werden, erklärte Winkler.

Der Vorschlag hat für die SPD auch deshalb einen besonderen Reiz, da sich damit die Gesundheitsversorgung der Kinder verbessern ließe. Winkler verweist auf Programme wie „Bewusste Kinderernährung“ oder auf die Klagen der Schulleiter, dass viele Kinder ohne Frühstück in die Schule kämen. Da zudem in den vergangenen Jahren eine Reihe neuer Schulmensen entstanden sei, hielten sich auch die technischen Probleme bei der Umsetzung in Grenzen. Ein solches Programm sei deshalb schnell realisierbar.

Um den Bauern darüber hinaus zu helfen, fordert die SPD eine neue Struktur der Molkereien. Sie müsse so aufgebaut sein, dass sich größere und kooperierende Molkereien entwickeln könnten. „Diese Betriebe wären besser in der Lage, die Milch zu höherwertigen Produkten und neuen Marken auch beim Käse und Joghurt zu veredeln“, sagte Winkler. Damit entstünden Spielräume für bessere Erzeugerpreise. Der Agrarexperte verwies auf das Beispiel Italien, wo die Wertschöpfung der Milchbetriebe um 50 Prozent höher liege als in Deutschland. „Mit modernen Molkereien hätten die Milchbauern wesentlich bessere Chancen zu überleben“, unterstrich Winkler.

Stuttgart, 23. September 2009
Dr. Roland Peter
Pressesprecher