MdL Carla Bregenzer: „Wir müssen dem EU-Beitrittskandidaten Rumänien mit Offenheit, Kooperationsbereitschaft und dem Willen begegnen, dem Land eine eigenständige Position im Reigen der Nationen zu geben“

Rumänien vor der Tür zur Europäischen Union – vor dem Hintergrund dieser Perspektive besuchte der Arbeitskreis Wissenschaft, Forschung und Kunst der SPD-Landtagsfraktion unter Leitung ihrer wissenschaftspolitischen Sprecherin Carla Bregenzer in der vergangenen Woche vier Tage lang die Republik zwischen den Karpaten und dem Schwarzem Meer. Vorbereitet worden war die Reise, an der auch die Abgeordneten Regina-Schmidt-Kühner, Inge Utzt, Martin Rivoir und Claus Wichmann teilnahmen, durch das Donau-Büro Ulm und das Donauschwäbische Zentralmuseum Ulm.

Höhepunkt der Reise war ein einstündiges Treffen mit dem rumänischen Kulturminister Prof. Razvan Theodorescu, in dem die Chancen, Risiken und Bedingungen des wissenschaftlichen und kulturellen Austauschs mit einem Land erörtert wurden, das mit seinem Wohlstandsdefizit nach wie vor unter einem starken Abwanderungstrend leidet. Theodorescu betonte den Willen der rumänischen Regierung, in das neue Haus Europa mit einem eigenen, auf Tradition, Kultur, Wissenschaft und Veränderungsbereitschaft gründenden Beitrag einzutreten.

Um dieses Treffen rankten sich in Sibiu/Hermannstadt Gespräche an einem deutsch-sprachigen Gymnasium, mit dem dort ansässigen Evangelischen Bischof für Rumänien, der Spitze der Universität ‚Lucian Blaga’, mit Bürgermeister Klaus Johannis und dem Intendanten des Radu Stanca-Theaters, der unter anderem mit seiner deutschsprachigen Abteilung ein international renommiertes Theaterfestival ausrichtet. In der Hauptstadt Bukarest kam es neben dem Minister-Gespräch zu Begegnungen mit der Leiterin des Goethe-Instituts Frau Heidegert Hoesch, einem Gespräch mit Kulturstaatssekretär Ioan Opris über die Situation der Kulturdenkmale in Rumänien – und ein hochgelobtes Panto-mimen-Stück im Rumänischen Staatstheater rundete einen Abend ab.

In einem eher zufällig entstandenen Kontakt zwischen dem Ulmer Abgeordneten Martin Rivoir, der sowohl Mitglied im Wissenschafts- als auch im Wirtschaftsausschuss des Landtags ist und einem in Sibiu engagierten Neu-Ulmer Unternehmer, berichtete der schwäbisch-bayrische Investor von ein paar ärgerlichen, lokal unlösbaren Problemen, die einem größeren Engagement dort sehr im Wege stehen. Weil Rivoir im Ministerium für Wasserwirtschaft und Umwelt einen Termin vereinbart hatte, in dem es um die Nutzung von Windkraft und der Sonnenenergie ging, war auch dem Neu-Ulmer eine neue, unerwartete Möglichkeit eröffnet, mit der es dann zu weitreichenden, sein Engagement in Rumänien stabilisierenden Vereinbarungen kam.

Von insgesamt 1.200 deutschen Unternehmensbeteiligungen in Rumänien konnte ein Mitarbeiter des Steinbeis-Transferzentrums in Göppingen berichten, der seit Jahren deutsche Investitionsbereitschaft und rumänische Möglichkeiten zusammenbringt. Zwar werden gegenwärtig noch die ehemals deutschsprachigen Gebiete entlang der Karpaten bevorzugt; allerdings gibt es generell eine hohe Bereitschaft, deutschen Engagements den Weg zu öffnen. Ganz besonders und traditionell begründet ist diese Nähe zu Deutschland in der rumänischen Wissenschaftslandschaft. Die Praxis allerdings sieht anders aus, weil selbst die ehemals eng verbundenen ostdeutschen Universitäten den Schwerpunkt ihrer Beziehungen im westlichen Ausland haben und der deutsch-rumänische Studierendenaustausch deutlich ungleichgewíchtig ist – eine Situation, die konzentrierte Anstrengungen der Austausch- und Mittlerorganisationen verlangt.
In ihrem Resümee der Exkursion zeigt sich Carla Bregenzer tief beeindruckt von den Entwicklungsdefiziten des Landes als Folge des Ceausescu-Regimes einerseits und dem ausdrücklichen Willen, durch die möglichst rasche Überwindung dieser kritischen Phase zu einem ebenbürtigen Mitglied der EU zu werden. Mit dem reichen kulturellen Erbe Rumäniens, einer großen Geschichte gleichberechtigt an der Seite aller europäischen Nationen und einem unglaublichen Enthusiasmus für die Idee eines vereinten Europa sei das Land auch prädestiniert dafür. Dieser Prozess könne aber nur erfolgreich sein, wenn im Land selbst wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bleibe-Impulse verwirklicht werden könnten – und zwar möglichst schnell.

Carla Bregenzer: „Wir müssen dem EU-Beitrittskandidaten Rumänien mit Offenheit, Kooperationsbereitschaft und dem Willen begegnen, dem Land eine eigenständige Position im Reigen der Nationen zu ermöglichen.“

Helmut Zorell
Pressesprecher