Sehr geehrte Frau Präsidentin,

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ich finde diese Debatte gut und richtig.

Fürchte aber, die Vorzeichen lassen eine echte Debatte gar nicht zu.

Ideologisch aufgeladene Debatte wird der Lage nicht gerecht, geht fehl.

Das gilt für die, die einfach den Kopf in den Sand stecken und so tun, als sei es eine Option, einfach auf immer Verbrenner weiterzubauen.

Die haben nicht nur die Notwendigkeit der Dekarbonisierung nicht verstanden, die gewaltige Bedrohung durch den Klimawandel.

Die haben auch unsere Automobilindustrie nicht verstanden:

Weltweite Märkte, auf die Entscheidungen deutscher oder baden-württembergischer Regierungen wenig Einfluss haben.

Nützt nichts, wenn automobile Querdenker sagen, sie wollen bis in alle Ewigkeiten weiterdieseln. Die Märkte wollen es nicht!

Und es nützt nichts, wenn Frau Eisenmann verkündet, sie wolle auch in 30 Jahren noch Verbrenner haben. Vielleicht hört man sie an den Stammtischen, um die es ihr geht. Aber in China hört man sie nicht!

In Baden-Württemberg hängen 470.000 Beschäftigte direkt und indirekt am Auto. Und wenn Automobilbranche weiter Weltspitze bleiben will, muss sie sich wandeln. In der Branche doch längst kein Thema mehr. Nur noch in der Politik, das wirkt bisweilen ganz schön weltfremd.

Genauso weltfremd aber das andere Extrem. Eine sinnvolle, klimaneutrale Mobilität der Zukunft wird nicht allein mit den batteriebetriebenen E-Mobilen betrieben werden, die wir heute kaufen können. Sie KANN gar nicht mit ihnen betrieben werden.

Heutige E-Mobile eine notwendige Übergangstechnologie, die in dieser Form gar nicht so skalierbar wäre, wie es ganzer Markt bräuchte.

Woher die Rohstoffe für die Akkus? Unter welchen Umständen werden sie gewonnen?

Wir können das lösen, Forschung in Israel sehr weit bei extremer Reduzierung seltener Rohstoffe: Deswegen Batteriezellenforschung wichtig.

Wichtig aber auch, Alternativen zu suchen. Kann Wassersoff sein, Brennstoffzellen, eFuels. Gerade hier Staat gefordert, denn die Firmen haben alle Hände voll zu tun, den aktuellen Marktanforderungen gerecht zu werden.

Noch einmal: Wenn Autobranche in BW Zukunft haben will, kann sie nicht die Augen zumachen und auf dem bisherigen Kurs bleiben.

Mit dem Zwölfzylinder mit 600 PS kam man bisher auf die Weltmärkte, in Zukunft kommt man damit nur noch ins Technikmuseum, neben die Dampflok. Und das wird keine 30 Jahre dauern, Frau Eisenmann.

So wie bisher geht es nicht weiter, auch nicht mit dem Verbrenner. Aber das heißt auch nicht, dass wir unsere Autowirtschaft an die Wand fahren dürfen, weil sie dann am schnellsten zum Stillstand kommt.

Unsere Automobilwirtschaft muss die Kurve kriegen.

Wer die Augen schließt und geradeaus weiterfährt, der landet im Graben. Wer die Kurve aber mit viel zu viel Karacho nimmt, der landet auch im Graben.

Das müssen sich sowohl Grüne wie CDU hinter die Ohren schreiben.

Was heißt die Kurve kriegen?

Zunächst akzeptieren, dass wir eine Brückentechnologie brauchen werden. Wir brauchen das Bekenntnis zu einer Zeit des Hybridantriebs, ein gutes Autoleben lang.

Eine Zeit, in dem wir die Stärken der E-Mobilität nutzen und die Schwächen, die sie noch hat, ausgleichen können.

Das sind wenige, aber wichtige Jahre, in denen wir Autos haben, die elektrisch 40 oder 50 Kilometer zurücklegen können und das Schadstoffproblem in den Innenstädten lösen helfen.

Autos, die aber auch schnell am Markt verfügbar sind und die die Autofirmen verkaufen können, weil die Verbraucher Sicherheit haben.

Autos, die der Elektromobilität über wichtige Hürden helfen, Hürden wie der Reichweitenangst, Hürden wie den hohen Kaufpreisen reiner E-Mobile.

Diese Sicherheit ist wesentlich wirksamer als Kaufprämien. Und viele saubere Hybride tragen mehr zum Klimaschutz bei als wenige teure oder gar superteure E-Mobile, die sich nur die Reiche leisten können.

Die Hälfte aller Pkw in Baden-Württemberg erreicht aktuell noch nicht die Abgasnormen 5 oder 6, hier haben wir ein konkretes Potenzial für deutliche Verbesserungen beim Klimaschutz.

Wir brauchen diese Zeit, damit die Automobilbranche die Kurve bekommen kann. Auch finanziell. Mit den reinen E-Mobilen wird wenig bis gar kein Geld verdient. E-Mobile sichern im Moment noch nicht genügend Arbeitsplätze.

Wir müssen aber die Beschäftigung sichern, wenn unsere Autobranche weiterhin den Stellenwert haben soll, den wir gewohnt sind und auf dem ein Gutteil des Wohlstands in diesem Land basiert.

Ich will nicht, dass unsere Autofirmen in 30 Jahren noch auf Verbrennungsmotoren setzen. Ich will, dass es in 30 Jahren längst alternative, klimaneutrale Antriebe gibt.

Vor allem will ich, dass auch in 30 Jahren die Autos der Zukunft aus Baden-Württemberg kommen.

Weil wir die Kurve gekriegt haben.

Vielen Dank.

Es gilt das gesprochene Wort.

Ansprechpartner

Sven Plank
Berater für Wirtschaft, Arbeit, Tourismus