MdL Peter Wintruff: „Wenn die Landesregierung ihr Engagement nicht deutlich erhöht, wird sie ihr Versprechen, allen Jugendlichen ein Angebot zu unterbreiten, niemals halten können“

Baden-Württemberg droht eine rekordverdächtige Lehrstellenlücke

Die SPD-Landtagsfraktion befürchtet, dass in Baden-Württemberg entgegen den Versprechungen der Landesregierung wieder viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz erhalten. Der Vorsitzende des Ausschusses für Schule, Jugend und Sport im Landtag und berufsschulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Peter Wintruff, verlangte von der Landesregierung „deutlich mehr Engagement“ bei der Schaffung von Ausbildungsplätzen.

Im Ausbildungspakt für Baden-Württemberg hat die Landesregierung am 29. Juni 2004 „verbindlich“ versprochen, „allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein Angebot auf Ausbildung zu unterbreiten“. Über die auf Bundesebene geschlossene Vereinbarung hinaus sollten entsprechend dem baden-württembergischen Pakt deshalb „weiterführende Maßnahmen zur Stärkung der beruflichen Ausbildung in Baden-Württemberg“ unternommen werden. Tatsächlich aber, so Peter Wintruff, standen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit in Baden-Württemberg Anfang September 20.250 noch zu vermittelnden Bewerbern lediglich 6.740 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber.
Damit droht laut SPD-Landtagsfraktion eine rekordverdächtige Lehrstellenlücke. „Wenn die Landesregierung ihr Engagement für mehr Ausbildungsstellen nicht deutlich erhöht, wird sie ihr Versprechen, allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein Angebot zu unterbreiten, niemals halten können“, so Berufsbildungsexperte Peter Wintruff.

Besonders gravierend ist für die SPD-Landtagsfraktion, dass trotz der Ankündigung der Landesregierung und der Wirtschaftsverbände, in Baden-Württemberg dieses Jahr 3.800 neue Ausbildungsplätze und 3.200 neue Praktikantenplätze zu schaffen, das Gesamtangebot an Lehrstellen bislang nicht gestiegen ist. Zu befürchten sei daher, dass die Landesregierung ihr selbst gestecktes Ziel, jedem Jugendlichen ein Angebot zu unterbreiten, verfehlt. Auf die von der Landesregierung und der Wirtschaft zugesagten weiterführenden Maßnahmen „über den Nationalen Pakt für Ausbildung und Führungskräftenachwuchs in Deutschland hinaus“ warteten die Jugendlichen bis heute vergeblich, so Peter Wintruff.

Kritik äußerte der Vorsitzende des Landtags-Ausschusses für Schule, Jugend und Sport auch an Kultusministerin Schavan. Auf die Forderungen von Industrie und Wirtschaft, Jugendliche in der Schule besser auf die Herausforderung der Berufswelt vorzubereiten und so ausbildungsfit zu machen, sei die Kultusministerin überhaupt nicht eingegangen, monierte Peter Wintruff. „Wenn immer mehr Stütz- und Förderkurse vor allem an Hauptschulen gestrichen werden, braucht sich die Landesregierung nicht zu wundern, wenn die Wirtschaft über mangelhafte Qualifizierung vieler Bewerber klagt und der groß angekündigte baden-württembergische Ausbildungspakt scheitert.“

Helmut Zorell
Pressesprecher