Wolfgang Drexler: „Unsere Schulleitungen brauchen endlich bessere Rahmenbedingungen und mehr Kompetenzen, um die wachsenden Herausforderungen bewältigen zu können“

Bildungsexperte Otto Herz: „Ob Schulen gute Schulen sind, hängt vor allem von den Schulleitungen ab“

Die SPD-Landtagsfraktion will die Position der Schulleitungen im Land stärken. Beim „Tag der Schulleitung“ der SPD-Fraktion am Samstag im Stuttgarter Landtag forderte Fraktionschef Wolfgang Drexler vor mehr als 150 Teilnehmern bessere Rahmenbedingungen und mehr Kompetenzen für Schulleiterinnen und Schulleiter in Baden-Württemberg. So sollte endlich ein eigenes Berufsbild entworfen und umgesetzt werden, das den neuen Herausforderungen gerecht wird, denen sich Schulleitungen inzwischen stellen müssen. Konkret schlägt die SPD vor, dass Schulen vor Ort und damit Schulleiter ein größeres Schulbudget und Personalhoheit erhalten. Auch müsse die Leitungsfunktion von Schulleitern durch einen eigenen Zeitrahmen anerkannt werden.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Norbert Zeller, sagte, Kultusministerin Schavan habe den Schulleitungen seit ihrem Amtsantritt immer mehr Arbeit aufgehalst, aber versäumt, an anderer Stelle für entsprechende Entlastung zu sorgen. Die zahlreichen „Bildungsbaustellen“, die die Ministerin von oben herab verkünde, müssten vor Ort von den Schulleitungen unter großem Zeitdruck umgesetzt werden, was bei den Betroffenen für Frust und Verärgerung sorge. Als Beispiele für zeitaufwändige zusätzliche Aufgabenfelder und Problembereiche führte Bildungsexperte Zeller das achtjährige Gymnasium an, die Einführung von Bildungsstandards, durch Arbeitszeitverlängerung frustrierte Lehrerkollegien und die Umsetzung ständig neuer ministerieller Vorgaben. Notwendig sei deshalb, Schulleiterinnen und Schulleiter von anderen Aufgaben zu entbinden und ihre Tätigkeit konsequent als Leitungsfunktion anzuerkennen. Sie müssten stärker von Unterrichtsverpflichtungen befreit werden und eine ihrer Verantwortung entsprechende Aus- und Fortbildung angeboten bekommen.

Der renommierte Pädagoge, Psychologe und Publizist Otto Herz unterstützte als Hauptreferent des Schulleitertages die Forderungen der SPD. Ob Schulen gute Schulen sind, hängt seiner Meinung nach entscheidend von der Schulleitung ab. Das Terrain, auf dem sich Schulleitungen heutzutage bewegten, sei sehr schwierig geworden. Immer häufiger seien Schulleitungen der Prellbock zwischen den verschiedenen Interessen der an Schule Beteiligten, so Otto Herz. Schulleitungen stünden zwischen ministeriellen Anweisungen und Zurückweisungen in den Lehrerkollegien und müssten sowohl den Absichten der Landesregierung als auch den Ansichten der Eltern vor Ort gerecht werden. Dazu komme der immer größer werdende Spagat zwischen den Bildungsansprüchen, die an Kinder und Jugendliche gerichtet werden und deren tatsächlicher Lebenswelt. Auch der Druck, kostspielige Reformen ohne zusätzliche finanzielle Mittel bewältigen zu müssen, erschwere den Schulleitungen zunehmend die Arbeit, so der Bildungsexperte Otto Herz.

Auch der Vorsitzende der Vereinigung der Schulleiter (VSL) Rainer Mack hob beim „Tag der Schulleitung“ der SPD-Landtagsfraktion die starke Abhängigkeit einer guten Schule von einer guten Schulleitung hervor. Eine nur noch hinter dem Schreibtisch agierende und überlastete Schulleitung könne nicht das dringend erforderliche Klima für Motivation und Innovation schaffen, so Mack. Unterstützung erhielt er von Schulleiter Klaus Hummel von der Burgschule Esslingen. Hummel berichtete über seine praktischen Erfahrungen als Schulleiter einer Ganztagsschule und warb bei seinen 150 Kollegen, verstärkt den Weg Richtung Ganztagsschule einzuschlagen. Ganztagsschulen könnten einen regelrechten Schub in der Schulentwicklung nach sich ziehen, so Hummel.

Helmut Zorell
Pressesprecher