MdL Norbert Zeller: „Den Gymnasien droht nach der missglückten Oberstufenreform mit der überhasteten Einführung des G8 ein Chaos“

Die SPD-Landtagsfraktion hat Kultusministerin Schavan aufgefordert, die generelle Einführung des achtjährigen Gymnasiums auf das Schuljahr 2007/08 zu verschieben. Nach Ansicht des bildungspolitischen Sprechers der Fraktion, Norbert Zeller, droht an den Gymnasien ein Chaos, sollte die Ministerin an der geplanten Einführung zum Schuljahr 2004/05 festhalten. „Frau Schavan will das achtjährige Gymnasium im Hau-Ruck-Verfahren fern jeder Vernunft durchziehen“, anders ließen sich ihre Aussagen auf einen entsprechenden SPD-Antrag nicht interpretieren, so Zeller.

„Die überhastete und missglückte Oberstufenreform von Frau Schavan hat schon viel zu viel Unruhe in die Gymnasien hineingetragen“, kritisiert der SPD-Bildungspolitiker Norbert Zeller, „einen weiteren Missgriff bei der großen Gymnasialreform können wir uns nicht erlauben.“ Die bislang bekannt gewordenen Pläne des Ministeriums zur Einführung des achtjährigen Gymnasiums seien unausgegoren und ließen zahlreiche Fragen offen, so Zeller. Unklar ist zum Beispiel bis heute, woher die für die Einführung des achtjährigen Gymnasiums erforderlichen 1.100 zusätzlichen Lehrkräfte – verursacht durch die notwendige Parallelführung von G8 und G9 – kommen sollen.

Norbert Zeller: „Wenn wir zusätzliche Ressourcen schaffen, dann sollten wir diese in erster Linie für unsere Grundschulen und neue Ganztagsschulen einsetzen und nicht für ein Prestigeobjekt der Ministerin.“

Moniert wird außerdem, dass bis heute noch nicht einmal Lehrpläne für das
achtjährige Gymnasium vorliegen und das Ministerium immer noch nicht weiß, wie mit Schülerinnen und Schülern verfahren wird, die in Klasse fünf mit neunjähriger Laufzeit ausgearbeiteten Lehrplänen starten, dann aber nach acht Jahren Gymnasium das Abitur machen sollen.

Nach Ansicht der SPD-Landtagsfraktion droht Unternehmen und Hochschulen im Jahr 2012 einen Bewerberüberhang, wenn sowohl die letzten Abiturienten mit neunjähriger Gymnasialzeit als auch die ersten Abiturienten mit achtjähriger Gymnasialzeit auf Stellensuche gehen oder ein Studium aufnehmen wollen.
Unterstützung für ihren parlamentarischen Vorstoß erhält die SPD-Landtagsfraktion von zahlreichen kommunalen Elterninitiativen, dem Landeselternbeirat, dem Philologenverband, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie von zahlreichen Kommunen. Städte und Gemeinden stehen als Schulträger laut SPD vor dem Problem, bis zum nächsten Jahr weitere Raumkapazitäten für das achtjährige Gymnasium bereitstellen zu müssen.

Helmut Zorell

Pressesprecher