MdL Norbert Zeller: „Das sture ideologische Festhalten des Kultusministers am dreigliedrigen Schulsystem gefährdet viele kleine Schulen in ihrer Existenz“

Die SPD-Landtagsfraktion wirft Kultusminister Rau vor, die Schließung von 309 kleinen Hauptschulen durch die Hintertür zu forcieren. In seiner Antwort auf einen Parlamentsantrag der SPD lehne es Rau kategorisch ab, je nach Bedarf vor Ort gemeinsame Bildungsgänge von Haupt- und Realschulen („Gemeinschaftsschule“) oder eine Orientierungsstufe für die Klassen 5 und 6 zuzulassen. „Mit seinem sturen ideologischen Festhalten am überholten dreigliedrigen Schulsystem verabschiedet sich der Kultusminister de facto von wohnortnahen Schulstandorten im ländlichen Raum und gefährdet viele kleine Schulen in ihrer Existenz“, sagte der SPD-Bildungsexperte Norbert Zeller, der Vorsitzender des Schulausschusses im Landtag ist.

Zeller begründete den SPD-Vorstoß für eine Öffnung der Schulstruktur mit den zurückgehenden Schülerzahlen. Nach Angaben der Landesregierung haben inzwischen 309 Hauptschulen in mindestens einer Klassenstufe weniger als die geforderte Mindestzahl von 16 Schülern. Diese Schulen gebe Kultusminister Rau durch seine sture Verweigerungshaltung auf, denn sie würden durch eine verringerte Lehrerzuweisung regelrecht „ausgehungert“, kritisierte Zeller. Die SPD hingegen wolle mit ihrem Konzept dazu beitragen, „die Schule im Dorf zu belassen.“

Daneben sprechen nach den Worten Zellers auch Gerechtigkeitsgründe dafür, das antiquierte dreigliedrige Schulsystem endlich zu überwinden. Die neue Gemeinschaftsschule führe in der Regel zur Mittleren Reife und biete den Schülerinnen und Schüler dadurch bessere berufliche Perspektiven. „Die Anforderungen in den Ausbildungsberufen steigen permanent. Das Schulsystem muss dieser Tatsache Rechnung tragen“, forderte Zeller. Weil die Gemeinschaftsschule in der Regel eine Ganztagsschule sei, könnten die Schülerinnen und Schüler besser individuell gefördert werden.

Zeller machte darauf aufmerksam, dass auch die Wirtschaft die SPD-Forderung nach Öffnung der Schulstrukturen immer mehr unterstützt. So fordere der Aktionsrat Bildung in einem von der bayrischen Wirtschaft in Auftrag gegebenen Gutachten die Zusammenlegung von Haupt- und Realschule und die Überführung in die Sekundarstufe I nicht nach dem vierten Lernjahr, „sondern frühestens nach sechs Jahren.“

Die Chancen neuer Schulformen hätten inzwischen auch zahlreiche Kommunen erkannt, die im Interesse der Kinder für flexible Lösungen vor Ort plädierten. Die Gemeinschaftsschule erhalte nicht nur Schulstandorte wohnortnah, sondern stärke den ländlichen Raum. Sie bietet den Schülerinnen und Schülern auch bessere Lernbedingungen.

Norbert Zeller: „Bei Kommunen, Eltern, Lehrerschaft, Wirtschaft und Wissenschaft gibt es längst Mehrheiten für neue Schulformen. Nur der Kultusminister verhält sich weiter bockig. Wann geht ihm endlich ein Licht auf?“

Martin Mendler
Stellv. Pressesprecher