MdL Norbert Zeller: „Die Reform des dreigliedrigen Schulsystems muss eingeleitet werden, weil die Hauptschule in ihrer derzeitigen Form keine Zukunft mehr hat“

Nach dem Willen der SPD-Landtagsfraktion muss die Schulstruktur in Baden-Württemberg rasch für pragmatische Neuerungen geöffnet werden. In einem Parlamentsantrag fordert die SPD die Landesregierung auf, Schulträgern vor Ort dafür geeignete Maßnahmen zu erlauben. „Die Reform des dreigliedrigen Schulsystems muss eingeleitet werden, weil die Hauptschule in ihrer derzeitigen Form keine Zukunft mehr hat“, begründete der SPD-Abgeordnete Norbert Zeller, Vorsitzender des Schulausschusses im Landtag, den Vorstoß seiner Fraktion.

Auf zurückgehende Schülerzahlen müsse vor Ort mit neuen Schulformen reagiert werden. Angesichts der steigenden Zahl von kleinen Hauptschulen, die von einer Schließung bedroht seien, müsse sich die Landesregierung der Realität endlich stellen. Inzwischen haben über 300 Hauptschulen weniger Schülerinnen und Schüler als die vom Kultusministerium vorgegebene Mindestzahl. „Es hilft den Betroffenen vor Ort nicht, wenn der Kultusminister das dreigliedrige Schulsystem als ideologische Monstranz vor sich her trägt, denn die Wirklichkeit ist längst eine ganz andere“, sagte Zeller. Die jüngsten Pläne des Kultusministers zur Weiterentwicklung der Hauptschule seien lediglich „kosmetische Feigenblätter“, die den tatsächlichen Anforderungen der Schulsituation vor Ort nicht gerecht würden.

Die SPD will mit ihrem Antrag erreichen, dass die Landesregierung den vor Ort ausgearbeiteten Schulentwicklungskonzeptionen endlich grünes Licht gibt. Die Schulträger sollen nicht länger behindert werden in ihrem Bemühen, „ die Schule im Dorf zu lassen“, so Zeller. Vielmehr müsse das Kultusministerium sofort durch eine großzügige Genehmigung von Schulversuchen nach Paragraph 22 des Schulgesetzes pädagogische und organisatorische Entwicklungen vor Ort unterstützen.

Darüber hinaus fordert die SPD die Landesregierung auf, das Schulgesetz zu novellieren und endlich auch neue Schulformen zu ermöglichen. Nach den Worten Zellers geht es dabei insbesondere um den Zusammenschluss von Haupt- und Realschulen zu sogenannten „Gemeinschaftsschulen“. Die Gemeinschaftsschule führe in der Regel zur Mittleren Reife und biete den Schülerinnen und Schülern dadurch bessere Lernbedingungen. Außerdem könnten Schulstandorte wohnortnah erhalten werden, unterstrich Zeller. Gemeinschaftsschulen sollen außerdem auch einen gymnasialen Zweig für die Sekundarstufe I einrichten können. Sofern gewünscht, sollen die Schulträger auch eine Orientierungsstufe für die Klassen 5 und 6 bilden können.

„Vor Ort in den Gemeinden und bei den Schulträgern ist derzeit unglaublich viel Bewegung. Doch pragmatische Lösungen von unten werden häufig von den Gralshütern der starren Dreigliedrigkeit in der Landesregierung verhindert“, sagte Zeller. Zahlreiche Vorschläge aus den Kommunen und auch Forderungen aus der Wirtschaft sowie des Handwerktags und der GEW nach neuen Kooperations- und Gemeinschaftsmodellen zwischen unterschiedlichen Schularten dürften nicht länger beiseite gewischt werden.

Norbert Zeller: „Es ist an der Zeit, im Interesse wohnortnaher Schulstandorte und im Interesse besserer Lernbedingungen für die jungen Menschen überkommene Strukturen hinter uns zu lassen. Andere Bundesländer wie Thüringen oder Rheinland-Pfalz haben erfolgreich vorgemacht, wie es geht.“

Martin Mendler
Stellv. Pressesprecher