Dr. Walter Caroli und Gunter Kaufmann: „PISA verlangt besseren Unterricht. Lehrerinnen und Lehrer müssen sich deshalb vom ersten Studientag bis zur Pensionierung aktiv mit der Praxis und der Theorie von Lehren und Lernen auseinandersetzen“

Mit einem Vorschlag zur Reform der Lehreraus- und -weiterbildung hat jetzt die SPD-Landtagsfraktion weitere Konsequenzen aus den PISA-Ergebnissen gezogen. Das SPD-Reform-Konzept setzt auf eine Verbindung von Studium und berufspraktischer Ausbildung in Form eines dualen Ansatzes, um eine durchgreifende, frühzeitige und umfassende Integration der schulischen Unterrichtspraxis in die Ausbildung sicher zu stellen. Zudem soll künftig die Fort- und Weiterbildung verpflichtend sein, u.a. durch die Einführung einer Berufseingangsphase. Außerdem pocht die SPD auf die Einführung eines neu zu schaffenden Lehramtes für Haupt- und Realschulen und ein eigenständiges Lehramt für Grundschulen. Die SPD-Abgeordneten Dr. Walter Caroli und Gunter Kaufmann, die Mitglieder des Schulausschusses und des Wissenschaftsausschusses im Landtag sind: „PISA hat im Kern eine zentrale Botschaft: Wir brauchen einen besseren Unterricht. Unsere Konsequenz daraus: wir brauchen Lehrerinnen und Lehrer, die sich vom ersten Studientag bis zur Pensionierung aktiv mit der Praxis und der Theorie von Lehren und Lernen auseinandersetzen.“

Deshalb soll die Integration der schulischen Praxis in die Ausbildung auch institutionell abgesichert werden. An den Hochschulen sollen dafür „Zentren für Lehrerbildung“ eingerichtet werden, die die Verbindung zu den Ausbildungsschulen halten, zu den Seminaren für Didaktik und Lehrerbildung, zu den Akademien und zu dem reformierten Landesinstitut für Erziehung und Unterricht. Walter Caroli: „Mit den Zentren für Lehrerbildung hätten wir endlich eine Einrichtung, die eindeutig zuständig ist für die inhaltliche Abstimmung von Hochschul- und Praxisausbildung. Außerdem wird damit die Lehrerbildung aufgewertet, die insbesondere an den Universitäten eine nachrangige Rolle hinter den ausschließlich wissenschaftsbezogenen Studiengängen hat.“

Bei der Ausbildung der zukünftigen Lehrer setzt die SPD-Fraktion also auf einen strukturell neuen Ansatz, denn durch das duale Studien- und Ausbildungskonzept kann eine optimale Verzahnung von Theorie und Praxis bereits im Studium erfolgen. Eine der Konsequenzen: Der Vorbereitungsdienst nach dem ersten Staatsexamen kann von 24 Monaten auf 12 Monate verkürzt werden.

Die Verbindung des Lehramts für Grund- und Hauptschulen soll aufgegeben werden zugunsten eines eigenständigen Lehramtes für Grundschulen. Damit wird Bildung und Erziehung an der Grundschule in Verzahnung mit Bildungsangeboten im Vorschulalter deutlich aufgewertet. Dabei legt die SPD größten Wert darauf, dass im Elementarbereich eine fundierte Sprachkompetenz vermittelt wird.

Einen inhaltlichen Schwerpunkt legt das SPD-Konzept zur Reform der Lehrerbildung auch auf eine Verstärkung der Diagnose-, Beurteilungs- und Beratungskompetenz der Lehrerinnen und Lehrer. Der Vergleich mit „PISA-Siegern“ zeige deutlich, dass das Erkennen von schulischen Stärken und Schwächen und die Urteilssicherheit bei Fördermaßnahmen ein Schlüsselmerkmal erfolgreicher Schule ist. Gunter Kaufmann: „Wir wissen nach PISA, dass gruppenbezogene Maßnahmen immer nur einen Teil der Klasse erfassen, die anderen aber ausgrenzen und benachteiligen. Deshalb muss das einzelne Kind individuelle Förderung erfahren.“

Diese Betrachtungs- und Herangehensweise sei in der bisherigen Ausbildung allerdings zu wenig verankert. Deshalb müssten sich in den nächsten Jahren die Fort- und Weiterbildungsangebote genau darauf konzentrieren. Kaufmann: „Wir können und wollen keine neue Lehrergeneration aus dem Boden stampfen, sondern unsere Lehrerinnen und Lehrer über verbindliche Fort- und Weitebildung für die Nach-PISA-Situation fit machen.“

gez. Helmut Zorell

Pressesprecher