MdL Ruth Weckenmann: „Das Land muss dringend eine Initiative für Existenzgründerinnen starten, weil sonst ein großes Potenzial für neue Unternehmen und damit zusätzliche Arbeitsplätze verloren geht“

Besondere Situation von Frauen bei Existenzgründungen berücksichtigen

Die SPD-Landtagsfraktion wirft der Landesregierung vor, das große Potenzial weiblicher Existenzgründungen zu vernachlässigen und damit das Entstehen neuer Arbeitsplätze im Mittelstand zu erschweren. Die beschäftigungspolitische Sprecherin der Fraktion, Ruth Weckenmann, wies darauf hin, dass unter den rund 500.000 selbstständig unternehmerisch Tätigen in Baden-Württemberg nur etwa 27 Prozent Frauen sind, bundesweit liege dieser Anteil immerhin schon bei 29 Prozent. Auch der Anteil der weiblichen Selbstständigen unter den erwerbstätigen Frauen liege mit rund 6 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von rund 7 Prozent. Wie groß das Reservoir weiblicher Existenzgründungen ist, zeigt sich nach den Worten von Ruth Weckenmann auch daran, dass die Zahl der Existenzgründungen durch Frauen steigt, trotz aller Hemmnisse durch die Landesregierung.

Aus Anlass des am 26. und 27. Januar in Stuttgart stattfindenden Kongresses „Unterstützung von Gründerinnen – Gute Praktiken in Europa“ fordert die beschäftigungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion eine Initiative des Landes für weibliche Existenzgründungen. „Frauen gründen anders“ müsse dabei als Motto in den Mittelpunkt rücken, weil alle Studien gezeigt hätten, dass für weibliche Existenzgründungen spezielle Bedingungen gelten, so Weckenmann.

Weckenmann: „Immer mehr Frauen sehen in der Selbstständigkeit eine Möglichkeit, ihren Berufs- und Lebensweg für die Zukunft erfolgreich zu gestalten. Die Zahlen zeigen, dass wir in Baden-Württemberg eine große Chance haben, mehr Frauen zu Unternehmerinnen zu machen. Gerade bei gut qualifizierten Frauen über 40 oder 50 Jahren, die über langjährige Berufserfahrung verfügen und familiär nicht mehr so stark gefordert sind, besteht ein Riesenpotenzial, das wir in Baden-Württemberg nutzen können und müssen.“

Die von der SPD vorgeschlagene Landesinitiative „Frauen gründen anders“ soll die besondere Gründungssituation von Frauen in den Mittelpunkt der Förderinstrumente stellen. Da Frauen häufig kleinere Gründungsvorhaben verfolgen, schlägt die SPD-Landtags¬fraktion ein Mikrokreditprogramm der L-Bank vor, bei dem Existenzgründerinnen unbürokratische Wege zur Finanzierung kleiner Investitionen von bis zu 10.000 Euro eröffnet werden.

Darüber hinaus müsse die Beratungsförderung durch das Land schnellstens wieder ausgebaut werden. Bei der Finanzierung von Sprechtagen vor Ort solle das Land 40 Prozent der Kosten übernehmen, der Europäische Sozialfonds (ESF) übernehme 50 Prozent. Die Träger der Beratung müssten dann nur noch 10 Prozent durch eigene Mittel erwirtschaften. Die Zahl der Sprechtage könne so deutlich erhöht werden, erläutert die SPD-Be¬schäftigungsexpertin Weckenmann. Schließlich verlangt die SPD, dass die Fortführung erfolgreicher ESF-Projekte gewährleistet werden muss.

Die Landesregierung habe in der Vergangenheit viel zu wenig getan, um Existenzgründungen durch Frauen voran zu bringen, so Weckenmann. „Mehr noch, durch ihre verfehlte Förderpolitik hat die Landesregierung weibliche Existenzgründungen geradezu erschwert.“

Die seit 1995 bestehende Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge (ifex) veröffentliche inzwischen nur noch Hochglanzbroschüren und die dezentrale ifex-Förderung von Existenzgründungsberatungen vor Ort finde seit Jahren überhaupt nicht mehr statt, kritisiert Weckenmann.

Auch aus der Finanzierung von Sprechtagen für Existenzgründerinnen habe sich das Land mittlerweile völlig zurückgezogen. Noch vor einigen Jahren hätten Frauenberatungsstellen vor Ort mit einer hundertprozentigen Finanzierung durch das Land rechnen können.

Ruth Weckenmann: „Die Beratungsstellen vor Ort können immer weniger beraten, weil sich das Land immer mehr aus der Finanzierung zurückzieht.“

Die Landesregierung habe offensichtlich nicht erkannt, dass Existenzgründungen durch Frauen einen wesentlichen Beitrag für mehr Selbstständigkeit und zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten in Baden-Württemberg leisten können.

Weckenmann: „Andere Länder machen uns vor, wie es auch in Zeiten knapper Kassen besser geht und erkennen in der Existenzgründung von Frauen auch eine Sicherung des Wirtschaftsstandortes. Frauen verfügen heute über hervorragende berufliche Qualifikationen und auch über das notwendige Selbstbewusstsein – dieses Potenzial müssen wir nutzen.“

Helmut Zorell
Pressesprecher