MdL Rainer Stickelberger: Der Erfolg dieses Projekts kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass für die Resozialisierung der übrigen 600 Jugendlichen im Strafvollzug viel zu wenig getan wird“

Die SPD-Landtagsfraktion unterstützt das Projekt Chance, verlangt zugleich aber bessere Bedingungen für die Resozialisierung auch der übrigen Jugendlichen im Strafvollzug. Angesichts der völlig unzureichenden personellen Bedingungen im regulären Jugendstrafvollzug sei das Projekt Chance derzeit eher ein Feigenblatt für die unübersehbaren Defizite bei der Wiedereingliederung straffällig gewordener Jugendlicher, kritisiert Rainer Stickelberger, rechtspolitischer Sprecher der Fraktion. „Trotz des Erfolgs dieser alternativen Strafform darf der reguläre Jugendstrafvollzug nicht aus dem Blick geraten.“

Vom Projekt Chance profitierten nur rund 30 Jugendliche, aber mehr als 600 Jugendliche säßen in Baden-Württemberg im Gefängnis und seien genauso auf eine Betreuung angewiesen, um sie nach Kräften bei der Rückkehr in ein straffreies Leben zu unterstützen, so Stickelberger. Eine angemessene Personalausstattung sei das A und O eines erfolgreichen Jugendstrafvollzugs, doch gerade hier bestünden große Defizite in Baden-Würt¬temberg.

Die relativ hohen Haftkosten in Höhe von 203 Euro pro Tag für einen Jugendlichen im Projekt Chance im Vergleich zu 125 Euro im regulären Jugendstrafvollzug seien jeden Cent wert, betont Rainer Stickelberger. Denn die Investition in die Resozialisierung und auch in eine intensive Nachsorge könne am ehesten sicherstellen, dass die Jugendlichen auf ein Leben in geordneten Bahnen zurück finden. Deshalb begrüße die SPD ausdrücklich den geplanten Ausbau des Projekts mit einem dritten Standort in Waldshut-Tiengen, fordere aber mit Nachdruck auch bessere Bedingungen für die Jugendlichen im regulären Vollzug.

Helmut Zorell
Pressesprecher