MdL Norbert Zeller: „Baden-Württemberg braucht dringend einen raschen, bedarfsgerechten und flächendeckenden Ausbau von Ganztagesschulen“

will jährlich 100 neue Ganztagesschulen schaffen

Die SPD-Landtagsfraktion will bis 2006 jährlich 100 neue Ganztagsschulen schaffen und damit eine flächendeckende Versorgung mit ganztägigen Betreuungsangeboten in ganz Baden-Württemberg garantieren. Ein entsprechender Parlamentsantrag wurde vom bildungspolitischen Sprecher der Fraktion, Norbert Zeller, auf dem traditionellen Elterntag der SPD-Landtagsfraktion am Samstag (9. März 2002) den Teilnehmern im Landtag vorgestellt. Mit über 500 Anmeldungen war das Interesse an der Konferenz im Landtag in diesem Jahr größer denn je. Gründe dafür sieht die SPD im großen Bedarf vieler Eltern, nach dem schlechten Abschneiden Deutschlands bei der PISA-Studie über bildungspolitische Grundsatzfragen zu diskutieren. Aus Äußerungen der Elternbeiräte geht aber auch hervor, dass in diesem Zusammenhang vor allem der Ausbau von Ganztagesschulen im Mittelpunkt des Elterninteresses steht. Insgesamt hat nach Ansicht der SPD auch die vernachlässigte Bildungspolitik der Landesregierung zu einem weiteren Anwachsen der Teilnehmerzahl beim traditionellen Elterntag der SPD im Landtag geführt.

„Baden-Württemberg hat im Bereich der Ganztagsschulen große Defizite und braucht einen raschen, bedarfsgerechten Ausbau“, sagte Norbert Zeller.

Der SPD-Bildungspolitiker warf Kultusministerin Schavan schwere Versäumnisse in der Schulpolitik vor. Die jüngste Ankündigung der Kultusministerin, die Zahl der Ganztagesschulen und Schulen mit ganztägigen Angeboten weiter ausbauen zu wollen, sei mehr als dürftig. Die Pläne Schavans reichten jedenfalls bei weitem nicht aus, um den tatsächlichen Bedarf an Ganztagesschulen zu decken. Verärgert zeigte sich Zeller darüber, dass Schavan unter dem Druck der Öffentlichkeit nach außen hin und wohl unter dem Eindruck des bevorstehenden Elterntages der SPD die Einrichtung weiterer Ganztagesschulen verkündet, obwohl sie intern gegenüber den Staatlichen Schulämtern angeordnet habe, derzeit keine weiteren Anträge auf Einrichtung von Ganztagesschulen mehr anzunehmen.

Dr. Joachim Hofmann-Göttig, Staatssekretär im Kultusministerium von Rheinland-Pfalz, zeigte den Elternbeiräten im Landtag auf, wie Ganztagesschulen flächendeckend eingeführt werden können. Das Konzept der rheinland-pfälzischen, SPD-geführten Landesregierung sieht vor, bis 2006 insgesamt 300 neue Ganztagesschulen zu schaffen. Für einen solchen Ausbau der Ganztagesangebote, so Dr. Hofmann-Göttig, sprächen viele Gründe: Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Förderung der Frauenerwerbstätigkeit, Berücksichtigung unterschiedlicher Begabungen von Kindern und bessere Integration von Kindern aus zugewanderten Familien.

Der Bildungsforscher und PISA-Beirat Professor Dr. Klaus Klemm hält vor allem die frühe Trennung der Kinder im deutschen Bildungssystem für problematisch. Die PISA-Studie habe eindrucksvoll belegt, so sagte er auf dem Elterntag der SPD, dass Leistungssteigerung in sozial und leistungsmäßig separierenden Systemen nur schwer zu erreichen sei. Die Aufteilung der Schüler nach Klasse 4 sei eine Bremse für Qualitätssteigerung und ein „einengendes Korsett“ für eine breite Leistungsentwicklung.

gez. Helmut Zorell

Fraktionssprecher