MdL Norbert Zeller: „Die Ungleichheit bei den Bildungschancen in Baden-Württemberg kann nur überwunden werden, wenn alle Kinder besser und individuell gefördert werden“

Die Studie „PISA Bundesländervergleich 2003“ rückt nach den Worten des SPD-Bildungsexperten Norbert Zeller erneut den starken Zusammenhang von sozialer Herkunft und Lernerfolg in das politische Bewusstsein. In Baden-Württemberg habe ein Kind aus der oberen Sozialschicht eine um den Faktor 4,4 größere Chance zum Besuch des Gymnasiums als ein Kind aus sozial schwachen Verhältnissen. Im Jahr 2000 betrug dieser Faktor noch 3,23 – die Chancen verschlechterten sich zwischenzeitlich.

„Die Ungleichheit bei den Bildungschancen in Baden-Württemberg kann nur überwunden werden, wenn alle Kinder besser und individuell gefördert werden“, sagte Zeller. Um dies zu erreichen, müsse die Durchmischung mit unterschiedlichen Begabungen endlich als Chance für besseres Lernen begriffen werden, so der SPD-Bildungsexperte weiter. Diejenigen Länder, die bei PISA an der Spitze lägen, seien Baden-Württemberg hier um Längen voraus.

Die Landesregierung halte aber weiterhin an der frühen Auslese nach Klasse vier fest. Dadurch verbaue sie vielen Kindern aus sozial schwächeren Familien die Chance auf einen höheren Bildungsabschluss und damit die Hoffnung auf eine bessere Berufs- und Lebensperspektive. Gerade im Lichte der neuesten PISA-Befunde sei die starre Haltung der Landesregierung unverantwortlich, betonte Zeller.

Der SPD-Bildungspolitiker forderte, Kinder endlich länger gemeinsam lernen zu lassen. Nur wenn der Druck des frühen Aussortierens von allen Beteiligten genommen werde, würden die Kinder mit Freude und Neugier lernen und letztlich auch bessere Lernerfolge erzielen.

Gerade Ganztagesschulen bieten nach den Worten Zellers „optimale Bedingungen für eine gute individuelle Förderung von Kindern“. Hier könnten neue Lernformen und Lernzeiten umgesetzt werden. Deshalb sei es unbegreiflich, dass die Landesregierung sich immer noch weigere, Ganztagesschulen flächendeckend und schulartübergreifend einzuführen und ihnen Mittel für zusätzliches pädagogisches Personal zur Verfügung zu stellen.

Als weiteren Handlungsbedarf sieht Zeller die eindeutige Stärkung der Kinder in den ersten Lebensjahren. Gerade in der Elementarbildung müssten die Weichen für den späteren Lernerfolg gestellt werden.

Martin Mendler
Stellv. Pressesprecher