MdL Marianne Wonnay: „Bildung im Kindergarten erfordert Weiterbildung der Erzieherinnen, aber genau dafür gibt es vom Land keinen einzigen Euro“
Land bricht Zusage gegenüber Trägern und Kommunen

Der von Kultusministerin Schavan groß angekündigte Orientierungsplan für die Kindergärten ist nach Ansicht der SPD-Landtagsfraktion ein „Muster ohne Wert“. In ihrer Antwort auf einen entsprechenden SPD-Antrag hat die Ministerin heute unumwunden eingeräumt, dass für die notwendige Fortbildung der Erzieherinnen vom Land kein einziger Euro zur Verfügung gestellt wird. Nach Ansicht der stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden und familienpolitischen Sprecherin, Marianne Wonnay, ist damit das Scheitern dieser Neuausrichtung der Kindergärten im Land vorprogrammiert. „Kindergärten sollen künftig ein Ort der Bildung sein. Dafür müssen die Erzieherinnen weitergebildet werden, aber genau dafür gibt es vom Land kein Geld. Der Kindergarten-Orientierungsplan läuft damit ins Leere.“ Nach den offiziellen Angaben der Ministerin will die Landesregierung für die Umsetzung des Orientierungsplanes zwar insgesamt rund 2,8 Millionen Euro ausgeben, dies aber fast ausschließlich für die Fortbildung von Lehrkräften an Grundschulen.

Die Hauptlast und die Hauptverantwortung bei der Umsetzung des Orientierungsplanes tragen nach den Worten von Marianne Wonnay die über 47.000 Kindergarten-Fachkräfte. Vom Land gefördert werde jedoch nur die Fortbildung von 85 Kooperationslehrern. „Dies ist ein klarer Wortbruch gegenüber den Kindergartenträgern und den Kommunen“, so Wonnay.

Noch im Sommer des vergangenen Jahres hatte die Landesregierung zugesagt, ‚das Land (werde) sich in Höhe von mindestens 50 Prozent an der Implementierung (insbesondere Qualifizierungsmaßnahmen und wissenschaftliche Begleitung) des Orientierungsplans beteiligen’ (Pressemitteilung des MKS vom 30.07.2004).

MdL Marianne Wonnay: „Damit reduziert sich die groß angekündigte Umsetzung des Orientierungsplans auf ein paar kosmetische Maßnahmen im letzten Kindergartenjahr, in dem die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule verbessert werden soll. Die dringend notwendige Förderung der Kinder von Anfang an bleibt auf der Strecke.“ Wie schon bei der Sprachförderung verweigere damit die Landesregierung den Erzieherinnen ein weiteres Mal die notwendige Unterstützung.

Neben den 85 Lehrerinnen und Lehrern, die als Kooperationsbeauftragte die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule verbessern sollen, wird nur noch die Fortbildung von Grundschullehrkräften vom Land gefördert. Für diese Kräfte gibt es nach den Angaben der Landesregierung aber keine zusätzlichen Mittel, sondern nur Geld aus dem Etat für die Lehrerfortbildung. Außerdem würden noch Mittel für eine wissenschaftliche Begleitung zur Verfügung gestellt.

Wonnay kritisierte darüber hinaus, dass der Orientierungsplan erst mit erheblicher Zeitverzögerung umgesetzt werden soll. Obwohl Baden-Württemberg neben Hamburg, Hessen und Sachsen das einzige Bundesland sei, das noch keinen Bildungsplan für den Kindergarten habe, soll nach den Plänen der Landesregierung die Umsetzung des Planes in allen Kindertageseinrichtungen erst im Kindergartenjahr 2009/2010 erfolgen. Im Kindergartenjahr 2005/06 sei lediglich vorgesehen, dass sich Kindertageseinrichtungen freiwillig beteiligen. Angesichts der fehlenden Fortbildungsmittel sei dies aber für die Einrichtungen schwer möglich, so Wonnay.

Helmut Zorell
Pressesprecher