MdL Dr. Frank Mentrup: „30 Prozent der Eltern, deren Kind eine Empfehlung für die Haupt- oder Realschule hatte, wünschen sich eine höhere weiterführende Schule“

Bei den Eltern im Land gibt es entgegen allen kultusministeriellen Beschwichtigungsversuchen eine große Unzufriedenheit mit der Grundschulempfehlung. Aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine parlamentarische Initiative der SPD lässt sich entnehmen, dass im Jahr 2007 immerhin 30 Prozent der Eltern, deren Kind nach der vierten Klasse eine Empfehlung für die Haupt- oder Realschule bekommen hatte, damit unzufrieden waren und sich eine höhere weiterführende Schulart wünschten, so der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Dr. Frank Mentrup.

Die Gründe für diese Unzufriedenheit der Eltern ließen sich teilweise an den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien ablesen. So habe die IGLU-Studie belegt, dass sich die Beurteilung in der Grundschule auch stark an sozialen Kriterien orientiere. Die durch die Lehrkräfte ausgesprochene Schullaufbahnpräferenz wird demnach durch die soziale Herkunft der Kinder beeinflusst.

Die SPD fordert deshalb die Landesregierung auf, die bindende Grundschulempfehlung abzuschaffen und den Eltern die Wahl der weiterführenden Schulart für ihr Kind zu überlassen. Hier wisse sich die SPD-Fraktion mit dem Landeselternbeirat einig, sagte Bildungsexperte Dr. Mentrup. Andere Bundesländer machten mit der freien Elternwahl gute Erfahrungen, die auch in Baden-Württemberg genutzt werden müssten.

Dr. Mentrup: „Die SPD will, dass die Eltern nach einem intensiven Beratungsgespräch mit den Lehrkräften selbst entscheiden, auf welche Schule sie ihr Kind nach der vierten Grundschulklasse schicken. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine echte Partnerschaft von Schule und Eltern.“

Statt die Kinder früh einem demotivierenden Druck auszusetzen, müssten sie besser individuell gefördert werden. Dies gelinge am besten, wenn Kinder länger miteinander und voneinander lernten.

Angst vor dem Grundschulabitur – steigende Zahl von Rückstellungen
Nach den Worten von Dr. Mentrup ist die Angst der Eltern vor dem „Grundschulabitur“ und dem damit verbundenen Stress für die Kinder vermutlich auch die Ursache für die steigende Zahl von Rückstellungen von der Einschulung. Diese Zahl habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen. So wurden im Schuljahr 2006/07 bereits 9.106 Kinder (8,8 Prozent) der erstmals schulpflichtigen Kinder von der Einschulung zurückgestellt gegenüber 5.630 zurückgestellten Kindern im Schuljahr 2004/05 (5,7 Prozent).

„Möglicherweise sehen die Eltern für ihre Kinder größere Chancen, mit dem in der dritten Grundschulklasse einsetzenden Noten- und Leistungsdruck zurecht zu kommen, wenn diese erst ein Jahr später eingeschult werden.“

Die Landesregierung müsse deshalb die verpflichtende Grundschulempfehlung abschaffen, um den auf den Kindern, Eltern und den Lehrkräften lastenden Druck zu nehmen. Andernfalls würde sie ihre eigenen Bemühungen, das Durchschnittsalter der jungen Menschen bei Schulabschluss bzw. bei Beginn von Ausbildung oder Studium im internationalen Vergleich zu senken, konterkarieren.


Helmut Zorell
Pressesprecher