Claus Schmiedel: „Die SPD wird gemeinsam mit den Eltern weiter dafür kämpfen, dass die Situation in den Gymnasien jetzt rasch verbessert wird“

Mehr als 200 Eltern aus dem ganzen Land haben auf einem Elternforum im Landtag ihrem Unmut mit dem achtjährigen Gymnasium (G8) in Baden-Württemberg Luft gemacht. Auf der Veranstaltung der SPD-Landtagsfraktion kritisierten sie die zu hohe Belastung ihrer Kinder und der gesamten Familie durch das G8. Eltern berichteten, dass ihre Kinder wegen G8 außerschulische Aktivitäten aufgeben oder deutlich einschränken mussten. Claus Schmiedel, der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, fasste die Klagen der Eltern so zusammen: „Der große Druck im G8 belastetet das ganze Familienleben, für Freunde bleibt kaum noch Zeit. Musikschulunterricht und Sportaktivitäten haben viele Kinder aufgeben müssen.“

Die SPD fühle sich durch diese Veranstaltung darin bestärkt und bei den Eltern im Wort, gemeinsam und mit großem Nachdruck für bessere schulische Rahmenbedingungen an den Gymnasien zu kämpfen. „Um die schlimmsten Übel bei der Unterrichtsversorgung zu beseitigen, werden wir bei den bevorstehenden Haushaltsberatungen im Landtag zuallererst zusätzliche Stellen für Krankheitsstellvertretungen beantragen.“ Außerdem will die SPD durch neue Lehrkräfte an den Gymnasien ernst machen mit der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler.

Wenn die CDU dies wieder blockieren sollte, werde man gemeinsam mit den Eltern den Druck auf den uneinsichtigen Kultusminister weiter erhöhen. Schmiedel deutete an, dass dazu eine landesweite Unterschriftenaktion unter den Eltern gestartet werden könnte. Dass gemeinsamer Druck Wirkung zeigt, beweise der Erfolg bei den Vergleichsarbeiten, die jetzt nicht mehr als Klassenarbeiten gewertet werden, so Fraktionschef Schmiedel.

Die Wortmeldungen der Eltern bei dem Forum der SPD im Landtag decken sich nach den Worten von Claus Schmiedel mit den Ergebnissen der großen Elternumfrage seiner Fraktion vom Sommer. Daran hatten sich mehr als 10.000 Eltern aus ganz Baden-Württemberg beteiligt.

Ein zentrales Ergebnis der G8-Elternumfrage und des Elternforums jetzt im Landtag sei der Wunsch nach einer Wahlmöglichkeit zwischen G8- und G9-Zügen. Bei der Elternumfrage hatten sich 73 Prozent für den G9-Zug ausgesprochen, wenn sie für ihre Kinder die Wahl zwischen G8 und G9 hätten. Die Entscheidung über die Einrichtung eines parallelen G9-Zuges soll nach dem Willen der SPD die Schulkonferenz unter Mitwirkung des Schulträgers treffen.

Das Auguste-Pattberg-Gymnasium in Mosbach wollte genau diesen Weg gehen und G8- sowie G9-Züge parallel anbieten, wurden daran aber von der Kultusverwaltung gehindert. Hans-Peter Haas, Rektor des Auguste-Pattberg-Gymnasiums, Brita Heck, ehemalige Elternbeiratsvorsitzende und Leiterin der Arbeitsgruppe „G8+“ und Karl Stumpf, Ober-studienrat und Mitglied dieser Arbeitsgruppe, wiesen auf dem Elternforum darauf hin, dass das Pattberg-Gymnasium auch jenen Schülerinnen und Schülern das Abitur ermöglichen will, die sich für die Schule mehr Zeit nehmen möchten oder die langsamer lernen.

Mit dem G9-Zug werde die schulische Belastung der Kinder deutlich verringert und durch die Reduzierung der Pflichtschulstunden die individuelle Förderung der Kinder verbessert sowie die Rhythmisierung des Schultages verwirklicht.

Neben der Option eines parallelen G9-Zuges müsse aber auch das G8 schnell und grundlegend reformiert werden, fordert der SPD-Abgeordnete und Vorsitzende des Schulausschusses im Landtag, Norbert Zeller. „Die Stofffülle der Bildungspläne muss weiter reduziert und der hohe Unterrichtsausfall bekämpft werden.“ Die zweite Fremdsprache soll zudem erst in der 6. Klasse beginnen und die individuelle Förderung der Kinder müsse deutlich verbessert werden. Dazu bräuchte es kleinere Klassen sowie eine verbindliche Hausaufgabenbetreuung und Förderangebote durch Lehrkräfte. Außerdem müsse an den Schulen ein preiswertes und nahrhaftes Mittagessen angeboten werden.


Helmut Zorell
Pressesprecher