Redemanuskript Gabi Rolland
Plastik in der Umwelt – Ursachen, folgend und Möglichkeiten zur Eindämmung in Baden-Württemberg

am 11. März 2020

Frau Präsidentin,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

allen ist bekannt: Was entsorgt wird, kehrt zurück.

Dennoch waren Wissenschaftler in den Rocky-Mountains erstaunt, dass sie in ihrer Regenwasserprobe in 3.000 m Höhe Mikroplastik gefunden haben.

Es regnet Plastik – überall auf der Welt!

Das ist auch kein Wunder: ein weltweiter Zuckerbrause-Hersteller produziert im Sekundentakt tausende Plastikflaschen – 10 Millionen pro Stunde, 88 Milliarden im Jahr. Das ist ja auch irgendwie verständlich: Plastik ist billig, leicht, vielseitig und wiederverwertbar. Eigentlich.

Seit den 1950er Jahren wurde aber nur etwa 9 Prozent des Plastikmülls recycelt – 81% wurde verbrannt, auf Halden gelagert oder findet sich in der Natur!

Dazu passt ein Umweltbildungsprojekt in Freiburg mit Kindern mit künstlerischer Anbindung über Theater und Installationen im Wald. Die Kinder gehen jede Woche in den Wald – erfahren dort viel über ihre Umwelt – und sammeln den Müll ein.

Warum erzähle ich das alles? Weil es nicht selbstverständlich ist, Müll aus dem Wald wieder mitzunehmen, weil es nicht selbstverständlich ist, Müll zu trennen oder beim Einkauf über Plastikverpackungen nachzudenken und darauf zu verzichten. Übrigens: aus dem eingesammelten Müll soll ein Müllmonster entstehen.

Zurück zum Plastikmüll, der auf unsere Teller und in unsere Gläser wandert: 2.000 Mikroplastikpartikel könnten wir jeden Tag aufnehmen – statistisch gesehen. Das sind fünf Gramm – also so viel wie diese Scheckkarte.

Die Partikel stammen von Reifen, Abdeckfolien, Verpackungen, Plastikspielzeug, Plastikflaschen. Sie entstehen durch die Zersetzung in Böden, Gewässern und Meeren. Der Nahrungskreislauf funktioniert – Tier, Pflanze, Mensch. Ich darf an die Anfrage der SPD-Fraktion erinnern, wie das aus alten Autoreifen hergestellte Granulat auf Sportplätzen wirkt – übrigens: eigentlich eine billige Abfallentsorgung.

Damit wären wir beim größten Problem: Plastikmüll, der als Wertstoff deklariert wird, wird ins Ausland verschifft und dort nur zu einem geringen Teil recycelt und eben nicht ordnungsgemäß gelagert, verbrannt oder verwertet.

Das ist kein Handel, sondern kriminelle Abfallentsorgung!

Ihre Anfrage, Kolleginnen und Kollegen der Grünen, ist inzwischen verstaubt. Sie ist ja bereits 18 Monate alt – also Zeit genug, dass die Vorwürfe, die an die Bundesregierung gemacht werden, bereits doppelt überholt sind.

Gut, dass die Bundesumweltministerin gehandelt hat! Ab 2021 gibt es keinen Export mehr von schlecht verwertbarem Plastik aus der EU in Entwicklungsländer.

Der illegale Handel mit Elektrogeräten wird zurückgedrängt.

Der Export von nicht sortiertem, verunreinigtem und vermischtem Plastikmüll wird verboten.

Damit ist eine wesentliche Lücke geschlossen.

Fragt sich nur: Wie sieht die Kontrolle aus? Herr Umweltminister Untersteller – Sie haben so viel Personal bekommen –  klappt das jetzt besser mit den Kontrollen bei Betrieben und an den Grenzen? Dafür sind Sie zuständig! Wir freuen uns auf Ihre Antwort!

Und eine weitere Weisheit zum Schluss: Der beste Abfall ist der, der nicht entsteht.

Vielen Dank fürs Zuhören.

Es gilt das gesprochene Wort.

Ansprechpartner

Opitz-Leifheit Fraktion
Nils Opitz-Leifheit
Berater für Energie und Umwelt, Ländlicher Raum, Verbraucherschutz