Dr. Stefan Fulst-Blei, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, kritisiert die Forderungen des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Realschulrektoren:

„Realschulrektoren, die die Rückkehr zur verbindlichen Grundschulempfehlung fordern, haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Sie wünschen sich eine Gesellschaft und eine Schülerschaft zurück, die es gar nicht mehr gibt und suchen die Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft in der Vergangenheit.

Die Aufgabe der Schulen ist es, jeden Schüler bestmöglich zu fördern und deren Potentiale zu erkennen. Wer glaubt, durch eine Rückkehr zur verbindlichen Grundschulempfehlung die pädagogischen Probleme zu lösen, ist auf dem Holzweg. Es waren die Realschulen selbst, die gefordert haben, den Hauptschulabschluss anbieten zu können, um auch für Schüler einen Abschluss zu haben, die den Realschulabschluss nicht schaffen. Dazu braucht es guter pädagogischer Konzepte, die die Unterschiedlichkeit der Schüler nicht als Bedrohung verstehen sondern als Teil unserer sich verändernden gesellschaftlichen Realität. Warum war und ist Baden-Württemberg Schlusslicht beim Bestreben, den Bildungserfolg von Kindern von ihrem sozialen Hintergrund und dem Bildungsniveau der Eltern zu entkoppeln? Weil Kinder im Alter von neun Jahren in Schubladen gesteckt wurden, aus denen sie zum Teil über ihr gesamtes Schulleben und auch danach nicht wieder herausgekommen sind.

Ein zentrales Problem stellt in diesem Zusammenhang die Anordnung von Kultusministerin Eisenmann dar, dass Realschulen in der Orientierungsstufe nur noch auf mittlerem Niveau Leistungserhebungen vornehmen dürfen. Zuvor war dies zur Heranführung auch auf dem Grundniveau möglich. In der Folge werden viele Kinder zwei Jahre lang mit den Noten 5 und 6 konfrontiert. Dort, wo wir auf pädagogische Schritte zur Leistungssteigerung gesetzt haben, hat die Kultusministerin ein System der Demütigung etabliert. Jetzt aus der hausgemachten Überforderung den Ruf nach Einschränkung der Wahlfreiheit zu erheben, ist pure konservative Ideologie.“

Stuttgart, 25. Januar 2020

Heike Wesener
Pressesprecherin

Ansprechpartner

Dr. Stefan Fulst-Blei
Stellvertretender Fraktionsvorsitzender Bildungspolitischer Sprecher