Als wir das erste Mal von diesem Tag der Schulsekretariate hörten, konnten wir es kaum glauben: wir hatten Interesse an unserer Arbeit geweckt? Das war kaum zu fassen. Wir hatten uns an Desinteresse und Nichtbeachtung gewöhnen müssen. Deshalb danken wir der SPD-Landtagsfraktion für diesen Tag.

Und nun zum Thema: Was ist Anspruch, was ist Wirklichkeit in einem Schulsekretariat?

Ein Schulleiter sagte mir einmal: "Sie denken viel zu viel mit"!!!! Wenn wir uns so verhalten würden, was wäre das Ergebnis? Was würde das an den Schulen bedeuten, wir hätten in den Sekretariaten das totale Chaos! Dabei haben wir keine zugestandene Entscheidungsbefugnis (in der Theorie, die Praxis sieht anders aus).

Was soll und muss eine Verwaltungskraft an Schulen tun? Sicher, es kommt auf die Schulart und den Schulleiter an, was von uns gefordert wird. Wir stehen immer "an vorderster Front". Wir sind der erste Kontakt, die erste Stimme einer Schule, sozusagen der 1. Eindruck, den ein Besucher von "unserer" Schule bekommt. Von uns wird Freundlichkeit, Verbindlichkeit, Wissen über Zusammenhänge, Redegewandtheit, Diplomatie, Geduld, Flexibilität und etliches mehr gefordert. Wir müssen von jedem in der Schule jederzeit ansprechbar sein. Gerade zu erledigende Arbeiten müssen deshalb häufig unterbrochen werden. Komplizierte Texte, Dienstzeugnisse u.ä. zu schreiben, wird zu einer reinen Nervensache. Immer wieder sich reindenken in die begonnene Arbeit – schwierig. Und dann sagt der Chef noch: Das muss aber heute noch raus!!!! Und kann gar nicht verstehen, warum das noch nicht fertig ist.

Was wird noch erwartet? Wir müssen alle anfallenden Arbeiten eines Sekretariats zur vollsten Zufriedenheit erledigen. Das bedeutet, dass Bedienen komplizierter Computer-Spezial-Programme, des Internets und sonstiger technischer Geräte. Neue Programme müssen von uns meist selbst erarbeitet werden, Hilfen der Gemeinde- oder Stadtverwaltungen werden nur selten gegeben. Sehr oft müssen wir Eigeninitiative entwickeln (meist innerhalb unserer Freizeit) um hier mithalten zu können.

Wir sind Mitarbeiter der Kommunen. Unsere Schulleiter sind Landesbeamte, daraus entwickeln sich Konflikte bei inneren und äußeren Schulangelegenheiten. Die Kommunen legen unsere Aufgaben fest und stützen sich dabei auf den KGSt ). Der wird aber nur selten aktualisiert und ist trotzdem das Evangelium der Gemeinden, vor allem wenn es um Stundenberechnung und Vergütung geht.
Wie sieht die Wirklichkeit in den Sekretariaten aus:
Wenn wir die Aufgaben der Verwaltung anwenden, entstehen Konflikte mit unseren Schulleitern und dem Lehrerkollegium, ein "Nein" wird nur selten akzeptiert und bedeutet meist noch mehr Ärger und Stress, also wird´s halt doch erledigt, wenn auch mit Zähneknirschen :
– a) wir dürften eigentlich keine Schreibarbeiten, wie Zeugnisse, Gutachten über Schüler, Schreibarbeiten für die Förderkreise machen (in der Theorie, die Praxis sieht anders aus)
– b) Mitwirkung bei den Reisekostenabrechnungen (in der Theorie die Praxis sieht anders aus)
– c) Mitwirkung bei schulärztlichen Aktionen (in der Theorie, die Praxis sieht anders aus)
– d) Mitwirkung bei jeglicher Art von Geldsammlungen/Spendenaktionen (in der Theorie in der Praxis sieht anders aus)
– e) Studienfahrten/Wanderfahrten hierzu gehören auch Fahrt- und Unterkunftsmöglichkeiten erkunden und abrechnen (in der Theorie, die Praxis sieht anders aus)
– f) Erfassen und Verwalten von Schülerleistungsdaten (in der Theorie, die Praxis sieht anders aus)
– g) Lernmittelveraltung (in der Theorie, die Praxis sieht anders)
– h) Protokollführung
– i) Stundenplan- und Lehrervertretungen
– j) Beratungsgespräche bei Neuanmeldungen
– k) Schüler- und Lehrerbücherei verwalten
– l) Mitwirkung zur Durchführung von Einzelveranstaltungen (z.B. Museumsbesuche, Theater, Konzerte, Kartenvorverkäufe)
– m) Busfahrten organisieren und abrechnen.

Alle diese Dinge dürfen wir nicht tun, aber das ist nur Theorie, im Schulalltag sieht es leider anders aus. Wenn wir das aber doch machen? Dann kostet alles unendlich viel Zeit, die uns von den Kommunen nicht zugestanden wird und dementsprechend auch in der Stundenzuweisung nicht berücksichtigt wird: Das ist ein Spagat, der jeden Tag von uns erwartet wird. Unser Bundesinnenminister, Herr Schily, hat in der vorletzten Woche mit Gewerkschaftsvertretern die Besoldung der Beamten nach Leistung besprochen. Wann werden wir endlich nach Leistung bezahlt? Unsere Eingangsvergütung entspricht der einer Hilfskraft – also jemand der keine großen Kenntnisse haben muss.

Wir Verwaltungskräfte haben auch bei größtem Fortbildungseinsatz keine Aufstiegschancen, dass ist so nicht weiter aktzeptabel. Wie sollte die Zukunft aussehen?

Hierzu zitiere ich aus dem Vorwort des neuen ver.di Positionspapiers "Schule im Umbruch": "Die Verlagerung von Aufgaben auf die Schulsekretariate und damit verbundene neue Aufgabenzuschnitte begründen einerseits einen erheblichen Qualifizierungsbedarf, beinhalten andererseits aber auch die Chance, dass die bislang schon eingebrachten Kompentenzen und Fertigkeiten als unabdingbar für die Tätigkeit anerkannt werden."

Wir fordern, dass unsere jetzigen Tätigkeiten und Kompetenzen anerkannt werden, unsere Möglichkeiten uns weiter zu qualifizieren erhöht werden!! Es gibt durchaus fähige und interessierte Verwaltungskräfte, die sich diesen höheren Anforderungsprofilen stellen würden, wenn dadurch ihre Position gefestigt, ausgebaut und besser honoriert würde. Vorschläge für eine erweiterte Qualifizierung gibt es sicher vielfältige, ganz wichtig wären sicherlich:
– Für neue Kolleginnen eine Verwaltungsausbildung, in Rheinland-Pfalz bietet z.B. die Kommunalakademie Qualifizierungsseminare für Verwaltungskräfte an Schulen an, Grundlage dazu ist eine Bausteinreihe.
– Fortbildungen für eingearbeitete Kolleginnen, zum Beispiel ganz aktuell für E-Stat, wichtig, würde die Arbeit wesentlich erleichtern und zwar zu den Verwaltungsprogrammen, mit denen in den einzelnen Schulen gearbeitet wird.
– Eine gerechtere Stundenbemessung
– Möglichkeiten zur Assistentin der Schulleitung aufzusteigen
– mit gerechten Eingruppierungen
– gut ausgestattete Arbeitsplätze und entsprechende Arbeitsmittel
– Einarbeitungszeit bei Wechsel in den Schulen
– Besondere Anforderungen berücksichtigen bei mehreren Schulformen

Unser Beruf entwickelt sich immer mehr zu einer Assistenz der Schulleitung. Die logische Konsequenz ist dann auch eine andere Berufsbezeichnung. (Das beinhaltet auch mögliche Ausweitungen der Aufgabengebiete, zur Entlastung der Schulleitung). Vorschläge hierzu von ver.di:
– Assistentin der Schulleitung,
– Schulbüromanagerin
– Sachbearbeiterin im Schulbereich
– Sachbearbeiterin im Schulmanagement
– Schulsekretariatsleiterin

Ist das Zukunftsmusik? Möglich wäre es sicherlich. Nach meinem Informationsstand gehen Überlegungen von anderer Seite schon in diese Richtung. Warum sollen nicht höher qualifizierte Personen im Sekretariat arbeiten und gleichzeitig höher bewertete Arbeiten in der Verwaltung einer Schule übernehmen? Wir können und wollen die Schulleitungen von Routinearbeit entlasten, damit sie mehr Zeit finden ihre eigentlichen Aufgaben zu erfüllen und der ständigen Überlastung zu begegnen. Deshalb auch mein dringender Appell an die maßgeblichen Stellen, setzen Sie sich für uns ein. Wir werden es Ihnen danken mit unserem Engagement und Einsatz. Auch die Schulen sind ein Dienstleistungsunternehmen und ein gut funktionierendes Sekretariat ist für alle am Schulleben Beteiligten ausgesprochen wichtig.

Zum Schluss möchte ich noch an die Worte unseres Herrn Bundespräsidenten anlässlich der Feier zum 3. Oktober 2004, erinnern: „Entrosten, umbauen und in Schwung bringen“, – das lässt sich auch für unsere Schulen anwenden.

Antje Stahnke, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Verwaltungskräfte an Schulen