„Wer diesen Alarm überhört, ist taub“, sagt Andreas Stoch, SPD-Fraktionschef und Heidenheimer Abgeordneter, zur Resolution des Gemeinderats der Stadt Niederstotzingen: „Wenn das Land Baden-Württemberg nicht endlich Verantwortung übernimmt und sein Welterbe auch wirklich antritt, werden gewaltige Chancen vertan – und das, obwohl es nur um überschaubare Geldsummen geht!“

Stoch: „Niemand kann mir erklären, warum das Land Baden-Württemberg sich mit einem Welterbe schmückt, die Kommunen, in denen diese Welterbe-Stätten liegen, aber allein lässt. Für das Land wäre der Betrieb des Archäoparks ein Klacks, doch einer kleinen Stadt wie Niederstotzingen mit gerade mal 4700 Einwohnern bricht das das Genick. Es ist auch ein Affront gegen all die Unterstützer und Sponsoren vor Ort. Und niemand kann mir erklären, warum das Land sich so standhaft weigert, hier auch nur moderate Summen auszugeben. Hier geht es um ein Welterbe und nicht um ein Heimatmuseum!“

Umso dramatischer findet es Stoch, dass das Land längst nicht nur Niederstotzingen im Stich lässt. Stochs Fraktionskollege Martin Rivoir (Ulm) hat mit einer Anfrage an die Landesregierung erst kürzlich aufgedeckt, welche kläglichen Landesmittel in die gesamten Welterbestätten im Alb-Donau-Kreis und dem Kreis Heidenheim flossen. „Es bleibt nur Kopfschütteln“, so Rivoir: „Hier ein Zuschuss von nicht einmal 200.000 Euro an die Lonetalgemeinden, dort 75.000 Euro für Beschilderungen, dann mal 170.000 Euro für Themenwege. Seit 2015 gab das Land im Schnitt kaum 100.000 Euro im Jahr aus, und wer meinte, mit der Verleihung des Welterbe-Titels 2017 habe sich das geändert, hat sich leider getäuscht.“ Auch bei der UNESCO-Welterbestätte „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ mit einer Stätte bei Ehrenstein (Gemeinde Blaustein) kann das Land nur eine einmalige Förderung über 115.000 Euro im Jahr 2017 ausweisen.

„Beim Archäopark soll das Problem ja sein, dass es kein Museum ist“, so Andreas Stoch: „Doch die Museen lässt das Land genauso hängen“.

„Es ist nicht einmal Geld da, um das größte Eiszeit-Artefakt, nämlich den Löwenmenschen im Ulmer Museum, in einen größeren Raum umzusiedeln“, so Rivoir. Der Abgeordnete ärgert sich ganz besonders darüber, dass Baden-Württemberg anderswo weit spendabler ist: „Über Nacht und aus dem Nichts bekommt die in der nächsten Umgebung des Heimatorts von Ministerpräsident Kretschmann gelegene frühkeltische Heuneburg vom Land fünf Millionen Euro. Das sei dieser Fundstätte gegönnt, aber die bereits bestehenden Welterbestätten müssen genauso großzügig behandelt werden. Oder muss man Mammut, Pferdle und Löwenmensch erst im Vorgarten von Ministerpräsident Winfried Kretschmann vergraben, damit auch die Eiszeitkunst eine adäquate Unterstützung bekommt?“

Andreas Stoch: „Seit Jahren wurde gemahnt, gebeten, geworben und manchmal sogar gebettelt. Nun ist es an der Zeit, deutlich zu fordern: Entweder das Land legt einen Masterplan für das Welterbe Eiszeitkunst vor, übernimmt Verantwortung und bewahrt Kommunen wie Niederstotzingen vor dem Ruin, oder es setzt sein Welterbe aufs Spiel. Dass das Land sich mit der Eiszeitkunst schmückt, die Lasten aber fast vollständig anderen überlassen will, ist ein Skandal“.

Stuttgart, 19. November 2020

Achim Winckler
Pressesprecher

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Markus Sommer
Berater für Wissenschaft, Forschung und Kunst