MdL Gunter Kaufmann: „Weil sich auch für die kommenden Jahre ein Mangel an Lehrstellen abzeichnet, muss die Landesregierung ihr Engagement für junge Leute deutlich verstärken“
Angesichts der anhaltenden Ausbildungsplatzmisere fordert Gunter Kaufmann, Sprecher für berufliche Bildung in der SPD-Landtagsfraktion, die Landesregierung auf, ihr Engagement für junge Leute deutlich zu verstärken. Die anziehende Konjunktur dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass allein in Baden-Württemberg aus den vergangenen Jahren sich immer noch ein Bedarf für 30.000 junge Menschen aufgetürmt habe.
Kaufmann verlangt vor diesem Hintergrund von der Landesregierung eigene Initiativen zur Verbesserung der Ausbildungsplatzperspektiven junger Menschen. Ein besonderes Anliegen ist Kaufmann dabei die Versorgung der Altbewerber, die bereits ein Jahr zuvor keine Ausbildungsstelle ergattern konnten. „Das Land muss das Sofortprogramm für mehr Lehrstellen aufstocken und verlängern, damit die vielen Altbewerber nicht auf der Straße stehen“, so Kaufmann.
Ein weiterer Vorschlag des SPD-Berufsbildungsexperten sieht vor, dass vollzeitschulische Ausbildungsgänge von der Wirtschaft anerkannt und angerechnet werden. „Das Land muss die praktischen Ausbildungsanteile gewährleisten, damit die Absolventen von beruflichen Vollzeitschulen zur Kammerprüfung zugelassen werden“, verlangt Kaufmann.
Bestätigt in seinen Sorgen um die künftigen ausbildungswilligen Jugendlichen sieht sich Kaufmann durch eine jüngst vom Statistischen Landesamt vorgelegte Modellrechnung zur erwarteten Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Nach deren Ergebnissen werde sich die Anspannung auf dem Lehrstellenmarkt in den kommenden Jahren sogar noch verschärfen. Erst mittelfristig sei aus demografischen Gründen mit einer Entspannung zu rechnen (Vgl. Dr. Rainer Wolf, Modellrechnungen zur künftigen Nachfrage nach Ausbildungsplätzen, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2007).
Der Abiturientenjahrgang 2012 werde noch einmal zu einem verschärften Wettbewerb um Ausbildungsplätze führen. Durch den doppelten Jahrgang an Abiturienten, der aus dem Zusammentreffen des Abschlusses des bislang üblichen neunjährigen Gymnasiums mit dem ersten Jahrgang des G8-Zugs resultiert, würden nach der Modellrechnung des Statistischen Landesamtes zusätzliche 15.000 bis 16.000 Abiturienten in die duale Berufsausbildung drängen.
Im Ausbildungsjahr 2006/2007 seien 76.148 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen worden. Nötig gewesen wären indessen im Jahr 2007 rund 79.400 Ausbildungsverträge. Noch dramatischer sehe die Situation bei dem vom Statistischen Landesamt durchgerechneten Szenario einer „Vollversorgung“ aus. Danach wären in diesem Jahr 82.800 Ausbildungsverträge erforderlich gewesen. In den Jahren ab 2012 sei durch den doppelten Abitursjahrgang vorübergehend zudem ein verstärkter Verdrängungswettbewerb auf dem Lehrstellenmarkt mit negativen Auswirkungen für Jugendliche mit Realschul- und Hauptschulabschluss zu erwarten. Bereits für dieses Jahr prognostiziert Kaufmann einen noch härteren Kampf um die angebotenen Lehrstellen infolge der Studiengebühren an den Universitäten im Land.
Gunter Kaufmann: „Auf dem Lehrstellenmarkt tickt eine Zeitbombe. Staat und Wirtschaft stehen gemeinsam in der Verantwortung, diese rasch zu entschärfen, damit sich für alle Jugendlichen eine Perspektive für Ausbildung und Arbeit eröffnet.“