Claus Schmiedel: „Herr Oettinger muss seinem Kultusminister schleunigst Respekt vor dem Elternwillen verordnen. Denn Rau darf keinen Antrag abschmettern, den er noch gar nicht kennt“

Schreiben an den Ministerpräsidenten

In die Auseinandersetzung zwischen Kultusminister Rau und dem Auguste-Pattberg-Gymnasium in Mosbach um die Zulassung eines sogenannten G8 plus-Zuges hat sich nun auch SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel eingeschaltet. In einem Brief an Ministerpräsident Oettinger fordert Schmiedel, dass der Antrag der Schule, sobald er vorliegt und eingereicht wurde, von der Kultusbürokratie vorbehaltlos und umfassend geprüft wird.

Der SPD-Politiker zeigte sich äußerst verwundert über die Haltung von Kultusminister Rau, der den Plänen des Mosbacher Gymnasiums bereits eine Absage erteilt hat, obwohl ihm diese in ihren Einzelheiten noch gar nicht bekannt seien und er sie auf dem Dienstweg auch noch nicht erhalten habe.

„Herr Oettinger muss seinem Kultusminister schleunigst Respekt vor dem Elternwillen verordnen. Denn Rau darf keinen Antrag abschmettern, den er noch gar nicht kennt“, fordert Schmiedel. Er erwartet vom Ministerpräsidenten, dass die vorschnellen Äußerungen des Kultusministers „kein abschließendes Urteil über den vom Auguste-Pattberg-Gymnasium gewünschten Schulversuch „G8 plus“ sind“, so wörtlich in dem Schreiben.

Der Kultusminister stelle sich mit seiner Blockade gegen den Willen der Eltern. Eine schulinterne Befragung des Mosbacher Gymnasiums habe gezeigt, dass sich drei von vier Eltern für einen neunjährigen Zug innerhalb des G8 aussprechen. Dieses Ergebnis decke sich mit den Rückmeldungen von über 10 000 Eltern, die an der G8-Umfrage der SPD-Landtagsfraktion vom Sommer letzten Jahres teilgenommen haben. Demnach würden 73 Prozent der Eltern für ihr Kind den G9-Zug wählen, wenn sie an ihrer Schule die Alternative zwischen einem G8- und einem G9-Zug hätten.

Für Schmiedel ist Raus Reaktion umso befremdlicher, weil er in einem anderen Fall, nämlich dem von Stuttgarts Schulbürgermeisterin Eisenmann vorgeschlagenen Schulversuch auf Einrichtung einer 6-jährigen Grundschule, eine Bewertung mit dem Argument verweigere, es läge noch kein förmlicher Antrag vor (Landtagsdrucksache 14/3816).

Abschließend heißt es in Schmiedels Brief an den Ministerpräsidenten: „Nur in einem konstruktiven Dialog zwischen dem Kultusministerium und den Schulen, die sich innovativ weiterentwickeln wollen, können die Bildungschancen von allen jungen Menschen in Baden-Württemberg verbessert werden.“


Martin Mendler
Stellv. Pressesprecher