MdL Norbert Zeller: „Es ist gut, dass die Kultusministerin die Hauptschule voranbringen will – doch sie blockiert zugleich innovative Ansätze und verschweigt problematische Entwicklungen“

Das heute vor der Landespresse vorgestellte Konzept von Kultusministerin Annette Schavan (CDU) zur Stärkung der Hauptschule enthält nach Ansicht der SPD-Landtagsfraktion einerseits längst überfällige Maßnahmen, drückt sich indessen andererseits weiter vor notwendigen Reformen. „Es ist gut, dass die Kultusministerin die Hauptschule voranbringen will – doch sie blockiert zugleich innovative Ansätze und verschweigt problematische Entwicklungen“, meinte Norbert Zeller, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, in einer ersten Reaktion auf Schavans Pläne.

Zeller begrüßte die Einführung von Kontingentstundentafeln im Grundsatz, warnte aber zugleich davor, auf diesem Wege die Stundentafel schleichend zu kürzen. Der SPD-Bildungsexperte machte darauf aufmerksam, dass die neue Kontingentstundentafel für die Hauptschule in Klasse 5-9 insgesamt 147 Stunden vorsehe, bislang jedoch bis zu 152 Stunden zur Verfügung stünden.

Auch die Einführung der Projektprüfung und damit die stärkere Einbeziehung von Schlüsselqualifikationen bezeichnete Zeller als „sinnvollen Schritt“. Er verlangte
aber darüber hinaus, die Projektprüfung nicht auf die Hauptschule zu beschränken, sondern auf alle Schularten auszudehnen.

Nach Ansicht von Zeller weist das Schavansche Konzept aber auch „schwer wiegende Löcher“ auf. So werde etwa zur Schaffung von zusätzlichen Ganztagsschulen nichts gesagt. Diese seien aber dringend erforderlich, um die individuelle Lernförderung zu stärken und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Zeller verwies dabei erneut auf das SPD-Konzept, pro Jahr in allen Schularten 100 weitere Ganztagsschulen einzuführen.

Der SPD-Bildungspolitiker kritisierte die Weigerung von Schavan, kooperative Schulformen, etwa Verbundschulen oder Regionale Schulen nach dem Vorbild anderer Bundesländer, auch in Baden-Württemberg zuzulassen. „Zur Stärkung der Hauptschule brauchen wir ein Angebot an wohnortnahen, tragfähigen Schulen, an denen möglichst breite Abschlüsse erworben werden können“, sagte Zeller. Nach seinen Angaben gibt es in Baden-Württemberg 621 einzügige Hauptschulen mit teilweise sehr geringer Schülerzahl. „Dieser Trend schreit geradezu nach einer kommunalen Schulentwicklungsplanung und kooperativen Lösungen“, so Zeller. Alle Hauptschulen müssen nach Ansicht der SPD überdies ein 10. Schuljahr anbieten können.

Als „äußerst dramatisch“ wertete Zeller die Entwicklung bei der Ausbildung von Hauptschullehrern. Zu den Defiziten in der Lehrerbildung habe Schavan aber leider auch „kein Sterbenswörtchen“ gesagt. Obwohl der Landesregierung die alarmierende Situation bei den Studienanfängern mit Schwerpunkt Hauptschule bekannt sei, halte sie an überholten Strukturen fest. Zeller bekräftigte vor diesem Hintergrund die Forderung der SPD, für die Sekundarstufe I endlich den Stufenlehrer einzuführen.

gez. Martin Mendler

Stellv. Pressesprecher