MdL Rainer Stickelberger: „Die Bachelor-/Master-Struktur darf in der Juristenausbildung nicht zum Vehikel werden für die Umsetzung unausgegorener Reformideen“

Die SPD-Landtagsfraktion wertete die Vorschläge zur Reform der Juristenausbildung, die heute in Stuttgart von Justizminister Goll und seinem sächsischen Amtskollegen Mackenroth vorgelegt wurden, als schädlich für die Ausbildungsqualität und als risikoreich für künftige Juristen. „Die Bachelor-/Master-Struktur darf in der Juristenausbildung nicht zum Vehikel werden für die Umsetzung unausgegorener Reformideen“, sagte Rainer Stickelberger, rechtspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.

Die Tatsache, dass heute 80 Prozent der voll ausgebildeten Juristen nicht mehr im Bereich der Justiz unterkämen, rechtfertige keinesfalls den Abschied von der Idee des Volljuristen. „Gerade bei einem außerordentlich eng gewordenen Arbeitsmarkt für Juristen setzen sich erfahrungsgemäß jene durch, die eine breite Ausbildung in allen Fächern vorzuweisen haben“, betonte Stickelberger. Ungeklärt sei die Frage, ob der Bachelor-Abschluss automatisch zum Master-Studium berechtige, der allein in das klassische Aufgabenfeld der Justiz führen soll. Ob Bachelor-Absolventen mit der Zulassung als Anwalt rechnen könnten, sei ebenfalls völlig offen.

Stickelberger bemängelte ferner, dass Goll und Mackenroth ihren Vorschlag gleichsam „aus der Hüfte geschossen“ hätten. Es fehle eine breite Rückkoppelung mit den Juristischen Fakultäten und den Verbänden der Anwälte, der Richter und der Staatsanwälte. Stickelberger riet dazu, den ohnehin umstrittenen Bologna-Prozess, also die Anpassung der deutschen Studienstrukturen an internationale Gepflogenheiten, nicht mit unausgegorenen Reformideen zu befrachten.

Martin Mendler
Stellv. Pressesprecher