Redemanuskript Martin Rivoir – Kunst
Zweite Beratung Gesetz über die Feststellung des Staatshaushaltsplans von Baden-Württemberg für die Haushaltsjahre 2018/2019

Einzelplan 14: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst

am 14. Dezember 2017

Anrede

in der Kürze der Zeit möchte ich nur auf einen unserer Anträge eingehen. Ich möchte hier nochmals begründen, warum wir den kostenlosen Eintritt in die Dauerausstellungen der Landesmuseen beantragt haben. Und wir sind da, so glaube ich auf der richtigen Spur. Schützenhilfe für dieses Ansinnen haben wir jüngst von Herrn Würth erhalten, der durch eine großzügige Spende den kostenlosen Eintritt ins Württembergische Landesmuseum ermöglicht und bei der Vorstellung dieser Aktion darauf hingewiesen hat, dass dies eigentlich die Aufgabe des Landes ist.

Diese Diskussion eines niedrigschwelligen Zugangs zu Kunst und Kultur ist nicht neu und wird schon lange geführt.

Da möchte ich zum einen Joseph Beuys mit seinem „erweiterten Kunstbegriff“ aus den 60er und 70er Jahren nennen, der von der grundsätzlichen Kreativität der Menschen ausgeht, von einer die Welt und die Gesellschaft verändernden „sozialen freien Kunst“.

Und das ist zum anderen Hilmar Hoffmann, langjähriger Kulturdezernent in Frankfurt am Main und Präsident des Goethe-Instituts.  Er schreibt Ende der 70er Jahre: „Jeder Bürger muss grundsätzlich in die Lage versetzt werden, kulturelle Angebote in allen Sparten wahrzunehmen. Weder Geld noch ungünstige Arbeitszeitverteilung dürfen es unmöglich machen, Kunst und Kultur wahrzunehmen oder entsprechende Aktivitäten auszuüben«.

Ein Bürgerrecht auf Kultur – das war die vom Sozialdemokraten Hoffmann vor 30 Jahren formulierte Vision.

Diese Gedanken sind aktueller denn je und haben durch die zunehmende Digitalisierung neuen Auftrieb erhalten.

Sagen wir es offen: nicht überall und uneingeschränkt sind die Folgen und Errungenschaften der umfassenden Digitalisierung segensreich:

  • in der Arbeitswelt,
  • im politischen und gesellschaftlichen Dialog und vor allem in der zwischenmenschlichen Kommunikation

gibt es nicht nur Vorteile.

Umso spannender und interessanter ist es, welche Chancen die Digitalisierung in einem Bereich mit sich bringen kann, der von Freiheit, Teilhabe und Kreativität geprägt ist und mit dem wir uns heute im Zusammenhang mit dem Landeshaushalt beschäftigen: die Kultur.

Gerade hier können durch Digitalisierungsprojekte insbesondere für junge Menschen die Schwellen und Kulturschranken abgebaut werden, die einen Besuch im Museum und eine Auseinandersetzung und Begegnung mit Kunst und Kultur – zum Beispiel zeitgenössischer Kunst – bisher noch verhindern.

Grundvoraussetzung und erster Schritt hierfür ist der freie Eintritt in die Museen.

In der nächsten Zeit soll ja mit der Weiterentwicklung der aus dem Jahr 2010 stammenden Kunstkonzeption 2020 begonnen werden. Ein Schwerpunkt aus unserer Sicht muss hierbei ein Masterplan „Kunst und Digitalisierung“ sein, der sich in die sonstigen Digitalisierungsinitiativen unseres Landes einfügt.

Wir könnten uns mit einer verantwortungsorientierten Digitalisierung der Vision von Hilmar Hoffmann eines Bürgerrechts auf Kultur weiter annähern.

Der freie Eintritt in unsere Museen wäre ein erster Schritt in diese Richtung!

Wir bitten um Zustimmung zu unserem Antrag!

+++Es gilt das gesprochen Wort.+++

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