MdL Helen Heberer: „Die Landesregierung war offensichtlich in Kaufverhandlungen mit dem Adelshaus Waldburg-Wolfegg, hielt alles unter der Decke und hat jetzt das Nachsehen“

Die Umstände des Verkaufs des mittelalterlichen Hausbuchs von Schloss Wolfegg stoßen in der SPD auf scharfe Kritik. Nach Ansicht von Helen Heberer, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, zeigt der Vorgang Parallelen zu dem geschichtslosen Dilettantismus der Regierung im Umgang mit den badischen Kulturgütern. „Die Landesregierung war offensichtlich in Kaufverhandlungen mit dem Adelshaus Waldburg-Wolfegg, hielt alles unter der Decke und hat jetzt das Nachsehen“, sagte Heberer.

Nach Ansicht Heberers muss das Land sich auch nach dem fragwürdigen Verkauf dafür einsetzen, dass das Hausbuch in Baden-Württemberg verbleibt und seine öffentliche Zugänglichkeit gewährleistet ist. „Das jetzt verkaufte Hausbuch, das auf der Liste der nationalen Kulturgüter geführt wird, könnte für Baden-Württemberg verloren sein, wenn es nicht gelingt, die Veräußerung in ihrer rechtlichen Qualität in Frage zu stellen und dann sogar rückgängig zu machen“, sagte Heberer. In einer parlamentarischen Initiative verlangt sie eine vollständige Aufklärung der Angelegenheit.

Heberer will wissen, seit wann der Landesregierung Hinweise vorlagen, dass das Hausbuch von Schloss Wolfegg veräußert werden soll und seit wann und wie viele Anfragen der gesetzlich auskunftsberechtigten Behörden es gegenüber der fürstlichen Hausverwaltung gab und wie diese Anfragen jeweils beantwortet wurden. Von Interesse ist für die SPD außerdem, ob es für den jetzt erfolgten Verkauf des Hausbuchs Zustimmungserfordernisse von Bund und Land gab und wie diese gegebenenfalls sichergestellt wurden.

Heberer verlangt auch Auskunft darüber, ob das Haus Wolfegg die Handschrift tatsächlich zunächst exklusiv dem Land zum Kauf angeboten hat, wie dieses Angebot konkret aussah und wie sich die Landesregierung zu der Offerte verhielt. „Die Landesregierung muss lückenlos offenlegen, warum es ihr nicht gelang, einen Kauf- oder Tauschvertrag mit dem Adelshaus Waldburg-Wolfegg zu schließen“, betonte Heberer.


Martin Mendler
Stellv. Pressesprecher