Redemanuskript Daniel Born

„Deutsch als verpflichtende Umgangssprache an Schulen“

am 10. Oktober 2018

Frau Präsidentin,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ohne Deutsch geht gar nichts. Wer Bildungspolitik macht, der hat dies in den Fokus zu nehmen. Ohne Deutsch geht nichts in der Ausbildung, nichts im Beruf, nichts in der gesellschaftlichen Teilhabe.

Baden-Württemberg ist eine Erfolgsgeschichte, die von Menschen mit deutscher oder mit italienischer, kroatischer, türkischer, russischer oder einer anderen Muttersprache geschrieben wurde. Das ist wertzuschätzen. Und zu dieser Wertschätzung gehört die Ehrlichkeit, dass eine persönliche Erfolgsgeschichte realistisch in unserem Land nur geschrieben werden kann, wenn man Deutsch spricht.

Es gibt Menschen, die treten jeden Tag dafür ein, dass diese Erfolgsgeschichten geschrieben werden können. Das sind zum Beispiel die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas oder die Lehrkräfte in den Schulen. Aufgabe der Politik ist es, deren Arbeit zu unterstützen und gute Sprachförderangebote vorzuhalten. Mannheim hat zum Beispiel ein spezielles kommunales Angebot für seine Kitas und Schulen. Von der Stadt finanziert, für den Zusammenhalt gemacht. Und eine weitere Erfolgsgeschichte.

Nur die grün-schwarze Landesregierung macht in Sachen Integration ihre  Hausaufgaben nicht. So fehlt seit über zweieinhalb Jahren ein überzeugendes Konzept, wie Deutschlernen flächendeckend erfolgreich gelingen kann. Man stützt sich weiterhin auf die Struktur aus Vorbereitungsklassen und VABO-Klassen, die wir in der letzten Legislatur als Soforthilfe mit viel Engagement aus dem Boden gestampft haben.

Alle 1.165 für Lehrkräfte in der Sprachförderung sind weiterhin mit einem kw-Vermerk versehen – das muss sich ändern, sofort. Aber offensichtlich hält diese Regierung Zuwanderung weiterhin für ein kurzfristiges und temporäres Phänomen. Diese Einstellung ist ein riesen Problem. Denn Baden-Württemberg ist nicht gut, obwohl sondern gerade auch weil es ein Einwanderungsland ist.

In den vierten Klassen sitzen heute Kinder, von denen 44 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Das ist die Realität, nur spiegelt sich diese nicht in unserem Bildungssystem wider. Aus Sicht der SPD muss daher dringend an vier Stellschrauben gedreht werden:

Mehr Sprachförderangebote in den Kitas. Bei jedem dritten Kind wird in der Einschulungsuntersuchung ein Sprachförderbedarf festgestellt. Da erscheint es wie ein schlechter Witz, dass im „Pakt für gute Bildung und Betreuung“ über fünf Jahre gerade mal 3,5 Mio. Euro und damit nur 4 Prozent des Gesamtvolumens für den Ausbau der Sprachförderstrukturen fließen sollen. Da fehlt eine klare Prioritätensetzung.

Mehr Zeit für Sprachförderung in den Schulen. Die Stundenkürzung aus dem letzten Schuljahr in den Vorbereitungsklassen muss zurückgenommen werden. 10 Stunden an der Grundschule und 12 an der weiterführenden Schule sind zu wenig zum Deutschlernen. Zu wenig, wenn wir die Kinder und Jugendlichen fit machen wollen für die Regelklasse und später für die Ausbildung oder ein Studium.

Schulversuch zu herkunftssprachlichem Unterricht. Eine Förderung in der Herkunftssprache hilft den Kindern beim Deutschlernen – das nennt die Wissenschaft koordinierte Zweisprachigkeit. Es wird Zeit, dieses Potential zu nutzen und ein staatlich verantwortetes Angebot an den Schulen zu installieren. Die bittere Alternative ist nämlich allzu oft die doppelte Sprachlosigkeit, wenn die Kinder weder Mutter- noch Zweitsprache richtig in Wort und Schrift beherrschen.

Mehr Ganztagsschulen. Es muss mehr Ganztagsangebote geben, die durch Rhythmisierung und Kooperation mit Verein sinnvolle gemeinschaftliche Angebote über den ganzen Tag anbieten – natürlich auch gezielte Sprachförderung. Wenn Lern-, Sport- und Spielgruppen gemischt und gut begleitet werden, ergibt es sich jedoch von selbst, dass dort eine gemeinsame Sprache gesprochen wird: Deutsch.

Schule ist Lern- und Lebensort. Die Kinder und Jugendlichen geben ihre persönlichen Freiheiten die ihnen unsere Verfassung garantiert nicht an der Schulpforte ab. Im Gegenteil: die Schule gibt ihnen die Möglichkeiten all die Freiheiten zu nutzen und als freie und mündige Bürgerinnen und Bürger ihre Geschichte schreiben zu dürfen.

Dem gegenüber steht die AfD-Schule: da wird bespitzelt und verpetzt. Da sollen Lehrerinnen und Lehrer wie Überwachungsdrohnen durch den Pausenhof flitzen um zu schauen, ob an einer Ecke ein Satz auf Russisch oder Kosovarisch gewechselt wurde. Das passt zu einer Partei, die im Internet Foren anbietet, in denen Schüler ihre Lehrer anschwärzen sollen. Als nächstes dann ein Internetportal in dem Schüler ihre Mitschüler anschwärzen sollen. Sie kämpfen gegen den Ganztag, gegen politische Bildung, gegen Lehrer, gegen den Ethikunterricht. Ihre AfD-Schule ist eine schlimme Schule.

Unsere Schülerinnen und Schüler, die die von zuhause aus Deutsch sprechen und die, die es nicht von zuhause aus sprechen, haben eine gute Schule verdient. Ohne Bespitzeln und Verpetzen, Überwachen und Bestrafen – stattdessen mit gutem Unterricht, guter Förderung und guten Angeboten freuen wir uns auf die baden-württembergischen Erfolgsgeschichten von Maria und Erhan, von Ruslana und Patrick.

Es gilt das gesprochene Wort.

Ansprechpartner

Daniel Born
Stellvertretender Landtagspräsident