Dr. Stefan Fulst-Blei, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, kommentiert die Ergebnisse der zweiten Vollerhebung zum Unterrichtsausfall an allen öffentlichen Schulen:

„Es fällt weiterhin zu viel Unterricht an unseren Schulen aus. Wir erneuern daher unsere Forderungen nach einem Ausbau der Krankheitsreserve um mindestens 20 Prozent auf 2.000 Lehrkräfte, der Aufstockung des Entlastungskontingents und der Entfristung von Lehrkräften in der Sprachförderung. All diese Maßnahmen könnten unmittelbar umgesetzt werden, da viele Gymnasiallehrkräfte eine Stelle suchen. Die Datenerhebung zum Unterrichtsausfall macht nur Sinn, wenn daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden. Die Vollerhebung ist im Grundsatz der richtige Schritt, aber eben nur der erste.

Wenn schon Vollerhebung, dann bitte richtig: Die Daten für die Grundschulen spiegeln die dortige Realität nicht im Ansatz wider. Der Lehrkräftemangel ist an Grundschulen besonders akut, nur können die Kleinen nicht einfach nach Hause geschickt werden. Dass ein Kind in der Schule ist, heißt noch lange nicht, dass auch Unterricht stattfindet. Hier muss die Erhebung genauer werden, denn mit geschönten Zahlen ist niemandem geholfen. Zudem sollten Grundschullehrkräfte, die derzeit an Gemeinschaftsschulen arbeiten, wieder verstärkt an die Grundschulen. Die Gemeinschaftsschulen stattdessen mit Gymnasiallehrkräften zu versorgen, macht mit Blick auf die Qualität deutlich mehr Sinn, als diese an die Grundschulen zu locken, wie es Grün-Schwarz befördert.

Eine bittere Pille sind die Daten für die beruflichen Schulen. Nachdem das SPD-geführte Kultusministerium das strukturelle Defizit an den beruflichen Schulen in der vergangenen Legislatur halbiert hat, steigt die Anzahl der ausgefallenen Unterrichtsstunden unter Verantwortung der CDU nun wieder beständig. Hier bedarf es nachhaltiger Konzepte, damit auch die für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg so wichtige hohe Qualität der dualen Ausbildung nicht nachhaltig leidet. Für Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann, die die berufliche Bildung zum Schwerpunkt ihrer Kultusministerkonferenz-Präsidentschaft erklärt hat, sind die Ergebnisse der Vollerhebung ein schlechtes Zeugnis – Versetzung ungewiss, so kurz vor den Halbjahresnoten.“

Stuttgart, 14. Januar 2019

Achim Winckler
Stellvertretender Pressesprecher

Ansprechpartner

Dr. Stefan Fulst-Blei
Stellvertretender Fraktionsvorsitzender Bildungspolitischer Sprecher