Dr. Frank Mentrup: „Die Landesregierung hat bei der Vorbereitung zum Abitur 2012 noch viel zu tun. SPD und Eltern fordern gleiche Chancen für den Doppeljahrgang beim Abitur und beim Übergang in Studium oder Ausbildung“

Rund 150 Eltern, Lehrkräfte und Schüler aus ganz Baden-Württemberg kamen am Samstag in den Landtag zum Forum „Abi 2012 – doppelter Jahrgang, halbierte Chancen?“ der SPD-Landtagsfraktion. Gemeinsam mit den Bildungspolitikern der SPD und weiteren Fachleuten diskutierten sie über die Herausforderungen des doppelten Abitur-Jahrgangs. Die Eltern kritisierten die unzureichende Vorbereitung der Schulen und die mangelhafte Informationspolitik durch die Landesregierung. „Viele Eltern und Schüler fühlen sich als Versuchskaninchen einer unausgegorenen Bildungsplanung“, sagte eine Elternvertreterin. Die Teilnehmer forderten zusätzliche Ressourcen für die Schulen. Zudem müsste rechtzeitig dafür Sorge getragen werden, dass an den Hochschulen und auf dem Ausbildungsmarkt für alle Interessierten genügend Plätze vorhanden sind.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dr. Frank Mentrup, sagte: „Die SPD will verhindern, dass die Absolventen des doppelten Abitur-Jahrgangs 2012 nur halbierte Chancen beim Abitur und beim Start in das Studium oder das Berufsleben haben.“ Die bisherigen Pläne der Landesregierung ließen befürchten, dass die betroffenen Schüler in zweifacher Hinsicht deutlich benachteiligt werden im Vergleich zu den Jahrgängen, die vor und nach ihnen das Abitur absolvieren. Neben dem Druck der größeren Abgängerzahlen nach dem Abitur, leiden diese Abiturienten auch unter der vom Kultusministerium geplanten gemeinsamen Kursstufe. „Hier ist mit schlechteren Rahmenbedingungen zu rechnen: ein vierstündiger Chemie-Kurs findet z.B. mit 14 anstatt mit 7 Schülern statt, ebenso in Französisch, Musik, Physik und vielen anderen Fächern.“ Doch auch auf die Lehrerinnen und Lehrer kämen massive zusätzliche Belastungen zu. Auch sie hätten in vielen Fächern doppelt so große Kurse, in anderen Fächern mehr Kurse an der Teilungsgrenze, und auch eine gemeinsame Abiturprüfung der beiden Kursstufen benötige trotzdem den doppelten Korrekturaufwand.

Der SPD-Vorschlag, das Abitur des G9-Jahrgangs im Jahr 2012 vorzuziehen und so eine Entzerrung an den Hochschulen zu erreichen, wurde von den meisten Teilnehmern als zeitlich nicht mehr umsetzbar bewertet.

Zustimmung erfuhr die SPD in ihrer Kritik an mangelnder Information der Schulen, Eltern und Schüler und an den deutlich schlechteren Rahmenbedingungen in einem gemeinsamen Kurssystem. „Auf doppelt so viel Schüler in vielen Kursen der Oberstufe sind weder die Schulen mit ihren Räumlichkeiten und Lernmaterialien noch die Lehrkräfte ausreichend vorbereitet“, sagte ein Schulleiter.

Die Teilnehmer forderten, den Gymnasien zusätzliche Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen, so dass viele Fächer trotz doppelter Schülerzahlen weiter in kleinen Kursen angeboten werden können. Die Landesregierung wurde zudem aufgefordert, für jeden studierwilligen Abiturienten aus Baden-Württemberg einen Studienplatz vorzuhalten, auch für diejenigen, die nicht ein Studium an Fachhochschulen oder Dualen Hochschulen anstrebten. Dazu reiche der von der Landesregierung bisher vorgesehene Ausbauplan für die Hochschulen nicht aus.